das wichtigste
: Keine Poloniumspuren

Familie von Litvinenko-Kontaktmann Kowtun scheint nicht vergiftet zu sein. 24-Stunden-Urinprobe fehlt noch

HAMBURG taz/ap/dpa ■ Die Familie des russischen Firmenberaters Dimitri Kowtun ist wahrscheinlich nicht mit Polonium vergiftet. Darauf deuten die bisherigen Untersuchungsergebnisse im Hamburger Krankenhaus St. Georg hin. Endgültige Klarheit über eine mögliche Aufnahme von Polonium sollen die Auswertungen von Urinproben bringen. Die 24 Stunden dauernde Urin-Sammlung sei abgeschlossen. Nun würden die Proben in ein Speziallabor nach Rossendorf gebracht, teilte Chefarzt Bernhard Leisner gestern mit. Meldungen, Kowtun habe das Gift in seinem Körper gehabt, als er Ende Oktober von Moskau nach Hamburg flog, dementierte die Polizei: „Wir haben keine handfesten Beweise“.

Kowtun gehört zu den Männern, die den Kreml-Kritiker Alexander Litvinenko am Tage von dessen Vergiftung mit Polonium getroffen haben. Davor hatte Kowtun in Hamburg Station gemacht und dabei an verschiedenen Orten Giftspuren hinterlassen – unter anderem in der Wohnung seiner Exfrau.

Weil sich dort besonders viele Giftspuren fanden, wurden die Frau, ihre beiden Kinder und ihr Lebensgefährte Montag vorsorglich ins Strahlenschutzzentrum gebracht. Nach Auskunft der Polizei muss die Wohnung von Marina W. dekontaminiert werden. Die weiteren Untersuchungen der SoKo konzentrierten sich auf das Anwesen von Kowtuns Exschwiegermutter in Haselau.

Während die SoKo noch auf Kontakte zu den russischen Behörden wartet, hat sich Interpol eingeschaltet. Da in mehreren Ländern ermittelt werde, wolle man sicherstellen, dass alle Informationen ausgetauscht würden, teilte Interpol in Russland mit. GERNOT KNÖDLER

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