nebensachen aus manila
: Warum ein Taifun der Präsidentin eine Blamage erspart

Manchmal ist selbst ein Taifun zu etwas nütze: Der philippinischen Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo diente ein solcher Tropensturm als willkommene Entschuldigung, den 12. Asean-Gipfel abzusagen. Eigentlich hätten sich ab heute die Staatschefs zehn südostasiatischer Länder auf der Insel Cebu treffen sollen. Hinter den Kulissen wird aufgeatmet, denn peinlicherweise war das extra für den Gipfel gebaute Cebu International Convention Center nicht fertig geworden.

Obgleich das arme Gastgeberland knapp 10,5 Millionen Dollar in die heftig umstrittene Kongresshalle pumpte, fehlten nach sieben Monaten Bauzeit elementare Teile. So funktionierten beim Probelauf am 15. November weder Aufzüge noch Rolltreppen oder Klimaanlagen. Bis Ende voriger Woche wurde heftig gewerkelt, um die Mängel zu beheben. Ob die Staatschefs das CICC wirklich hätten nutzen können, wird man nun nicht mehr erfahren.

Es ist nicht der erste gescheiterte Prestigeprojekt auf den Philippinen. Obgleich eines der ärmsten Länder der Region, leistet sich der Inselstaat mit schöner Regelmäßigkeit unsinnig teure Bauruinen. So ließ Diktatorsgattin Imelda Marcos 1981 einzig und allein für den Besuch von Papst Johannes Paul II. den „Coconut Palace“ errichten. Das als sparsam bekannte Oberhaupt der Katholiken verschmähte die Residenz indes und nächtigte lieber in einer schlichten Herberge.

Ebenfalls aus der Marcos-Ära stammt ein Bauwerk, an dem die Philippinen bis heute schwer zu tragen haben. Für die gewaltige Summe von 2,3 Milliarden Dollar hatte der Diktator ein Atomkraftwerk bauen lassen. Bis heute hat das AKW keinen Strom produziert. Pfusch am Bau und Korruptionsvorwürfe veranlassten Marcos’ Nachfolgerin Corazón Aquino, das Kraftwerk versiegeln zu lassen. Das für den Bau geborgte Geld muss dennoch zurückgezahlt werden: Unglaubliche 300.000 Dollar Schuldendienst zahlt das Land jeden Tag. Es ist der größte Einzelposten im philippinischen Staatshaushalt.

Schlechte Erfahrungen mit Bauprojekten auf den Philippinen hat auch der deutsche Flughafenbetreiber Fraport gemacht. Das Betreiberkonsortium Piatco, an dem die Fraport AG mit 30 Prozent beteiligt ist, hatte den Zuschlag für den Bau eines modernen Flughafenterminals in der Hauptstadt Manila erhalten. Mit deutscher Präzision arbeitete Fraport an der pünktlichen Fertigstellung des Terminals, doch hatte sie die Rechnung ohne die Arroyo-Regierung gemacht. Es habe beim Bau Fälle von Korruption gegeben, so der Vorwurf. Kurzerhand wurde der Neubau 2003 beschlagnahmt, Fraport musste 350 Millionen Euro abschreiben und ficht bis heute vor Gericht für eine Entschädigung.

Der ehemals glänzend dastehende Flughafen modert seit 2003 vor sich hin. Für Wartung ist kein Geld da, zudem setzt das feucht-heiße Klima dem Gebäude zu. Unbeeindruckt von der rechtlich unklaren Lage verkündet Präsidentin Arroyo regelmäßig ein Datum, an dem das Terminal in Betrieb gehen soll.

Bisher sind alle angeblichen Öffnungstermine verstrichen. Das jüngste Versprechen lautete: „Am 31. März 2007 haben wir ein neues Tor zur Welt.“ Wenige Tage später stürzten Teile der Decke ein. Zerknirscht musste ein Präsidentensprecher eingestehen, dass der Eröffnungstermin nicht zu halten sei. Immerhin: Das Terminal wird gebraucht – anders als die jüngste Bausünde auf Cebu. HILJA MÜLLER