daniel van buyten
: Drei Meter hoch

Es war ein höchst unerquickliches Samstagabend-Programm, das sich Daniel van Buyten für seinen Besuch überlegt hatte. Vater van Buyten war zum ersten Mal zu einem Spiel gekommen, seit der Sohn für den großen FC Bayern München spielt. „Wir werden etwas zu Abend essen und dann noch einmal das Spiel schauen“, sagte Daniel van Buyten. Das ganze Spiel? „Ja, das ganze.“ Was hätte man nicht alles machen können!

Es gab nur einen Weg für Vater van Buyten, den Abend erträglich zu machen: immer den Großen im roten Trikot mit der Nummer fünf verfolgen. Der Sohn gewann nämlich 86 Prozent seiner Zweikämpfe, und dann, in der 54. Minute kam der große Moment: Der Innenverteidiger erzielte das 2:1, den Siegtreffer, sein erstes Tor im 24. Pflichtspiel für den FC Bayern München. Stopp, zurückspulen. Unglaublich, wie der Große in der Luft steht. Addiert man seine Körpergröße von 1,96 Meter zu der Distanz zwischen Rasen und Schuhen, dann ergibt sich eine Summe von etwa drei Metern Höhe, in der van Buyten dem Ball den entscheidenden Stoß gab. Der Torschütze selbst hatte eine ganz simple Erklärung: „Diesmal haben die Gegenspieler nicht an mir rumgezerrt und mich runtergezogen.“

Wenn man kurz vor Ende dieser weitgehend trostlosen Bundesliga-Hinrunde des FC Bayern einen Spieler hervorheben will, dann bleibt nur Daniel van Buyten. Der Belgier hat noch keine Spielminute verpasst und als einziger Feldspieler konstant die Leistung gezeigt, die man von einem Bayernkicker erwarten kann. Die Kopfballstärke des 28-Jährigen ist so enorm, dass gegen die Bayern mit Flanken nicht viel zu erreichen ist. Dass aus ihm mangels technischer Fertigkeiten kein Visionär der Spieleröffnung mehr wird, weiß van Buyten selbst. Deshalb spart er sich jegliche Extravaganz mit dem Ball am Fuß. Neben ihm spielt ja außerdem wieder der genesene Lucio. Da hat van Buyten genug zu tun, den Laden hinten zusammenzuhalten.

Daniel van Buyten betont gern, wie einflussreich sein Vater für ihn sei – und dass der ehemalige Catcher vom Hamburger Heiliggeistfeld gleichzeitig einer seiner härtesten Kritiker sei. Immerhin: An diesem Samstagabend hatte er sicher nicht viel zu mäkeln. SEBASTIAN KRASS