Langzeitstudie gibt Handy-Entwarnung

Dänische Forscher legen die bisher umfangreichste Studie über Risiken des Mobiltelefonierens vor. Ihr Fazit: Es gibt kein erhöhtes Krebsrisiko

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Strahlung von Mobiltelefonen und einem erhöhten Krebsrisiko. Zu diesem Fazit kommt eine dänische Langzeitstudie. Forscher des Krebsforschungszentrums in Kopenhagen haben in dieser Untersuchung, die weltweit eine der bislang umfassendsten zu diesem Komplex ist, die Krankheitsgeschichte von 420.095 dänischen Handynutzern verfolgt. Darunter waren auch Teilnehmer, die 1982 zu den ersten Handybesitzern gehörten. Untersucht wurde, ob bei diesen eine erhöhte Krebsrate im Verhältnis zur übrigen Bevölkerung feststellbar ist. Ein besonderer Schwerpunkt waren dabei Hirntumore.

„Wir haben faktisch bei den Dänen, die zehn Jahre oder länger ein Handyabonnement hatten, eine geringere Gehirntumorrate konstatiert als bei der handyfreien Kontrollgruppe“, erklärte der Leiter der Studie, Joachim Schüz. Daraus könne geschlossen werden, dass sich dieses Ergebnis bei noch längerfristigeren Studien nicht plötzlich umkehren werde.

Allerdings will er nicht vollständig Entwarnung geben. Nur etwa 10 Prozent der untersuchten Personen hätten ein Handy mehr als 10 Jahre lang benutzt und nur 2,5 Prozent länger als 15 Jahre. Die durchschnittliche Benutzungsdauer lag bei 8,5 Jahren. Es sei deshalb noch zu früh, irgendeine Prognose zu machen, ob sich später bei diesen Langzeitbenutzern vielleicht doch noch ein erhöhtes Krebsrisiko zeigen werde. „Aber ausgehend von der Tendenz, die wir jetzt konstatieren konnten, erwarte ich das eigentlich nicht“, sagt Schüz.

Er mahnt gleichzeitig zur Vorsicht. Man habe zum Beispiel nicht untersucht, in welchem tatsächlichen Umfang die untersuchten Personen ihr Mobiltelefon täglich benutzt hätten: „Wir können damit nicht ganz ausschließen, dass Vielnutzer, die ihr Handy ständig am Ohr haben, doch ein erhöhtes Krebsrisiko haben.“ Schüz macht eine weitere wichtige Einschränkung: „Über Kinder können wir gar nichts sagen, weil diese nicht Teil der Untersuchung waren.“ Kinder und Vielnutzer werden jetzt in zwei weiteren Studien untersucht. Schüz empfiehlt daher, Handys „weiterhin ausschließlich nur für notwendige Gespräche zu benutzen“ und ein Headset zu verwenden.

„Das ist zweifellos eine bedeutsame Studie“, urteilt Professor Anders Ahlbom, der am Stockholmer Karolinska-Institut selbst zum Thema forscht. Das letzte Wort zu möglichen Gesundheitsrisiken sei damit trotzdem nicht gesprochen. Einige weitere umfangreiche internationale Studien seien noch nicht abgeschlossen: „Deshalb müssen wir wohl noch einige Jahre warten, bis wir uns mit größerer Sicherheit zu den Risiken äußern können.“ REINHARD WOLFF