Migranten aus Eritrea in Geiselhaft

ÄGYPTEN Schlepper auf der Sinai-Halbinsel halten einem Bericht zufolge hunderte von Flüchtlingen fest und misshandeln sie, um Geld zu erpressen. Ziel der Afrikaner ist Israel. Die Regierung in Kairo bestreitet dies

KAIRO dpa | Schlepper halten auf der ägyptischen Halbinsel Sinai hunderte Afrikaner als Geiseln fest, die über die grüne Grenze nach Israel wollen. Die BBC zeigte am Freitag einen Bericht aus einem Beduinenlager auf dem Sinai, in dem Flüchtlinge aus Eritrea festgehalten wurden.

Ein 15-jähriger Jugendlicher sagte darin aus, dass die Schlepper von seiner Familie 2.000 Dollar erpressen wollten. Die Menschenschmuggler bestritten, ihre „Kunden“ als Geiseln festzuhalten. „Viele der Afrikaner haben kein Geld, und wir haben die Kosten“, sagte einer von ihnen. In der Reportage wurden auch Afrikaner gezeigt, die den Weg nach Israel überlebt haben. Eine Frau aus Eritrea erzählte unter Tränen, wie sie von ihren Peinigern am Sinai vergewaltigt wurde. Ihr Ehemann, der dies mitansehen musste, sei an Depression in der Wüste gestorben.

Die BBC-Reportage bestätigte Berichte von Menschenrechtsorganisationen in Ägypten und Israel, die auf das Schicksal der in Israel Arbeit suchenden Migranten aufmerksam gemacht hatten. Diese Menschen seien jenen Beduinen völlig ausgeliefert, die sich in dem unwirtlichen Wüstenland auskennen und sie gegen Geld über die Grenze nach Israel geleiten. Die Schlepper würden sich häufig nicht mit den ausgehandelten zwischen 2.500 und 3.000 Dollar liegenden Summen begnügen, sondern zusätzliche Forderungen stellen. Bis zu deren Erfüllung durch die in der Heimat verbliebenen Angehörigen würden die Afrikaner als Geiseln festgehalten.

Dabei würden sie zur Zwangsarbeit angehalten, geschlagen, gequält und bedroht und die Frauen unter ihnen vergewaltigt, hieß es in diesen Berichten. Mindestens sechs Eritreer seien jüngst erschlagen oder erschossen worden, berichtete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Die Dunkelziffer der Ermordeten dürfte aber weit höher liegen.

Die ägyptische Regierung bestreitet die Vorfälle. Ein Sprecher des Außenministeriums bezeichnete die Menschenrechtsorganisationen, die darüber berichteten, als „suspekte Gruppen“, die „Medienkampagnen inszenieren“ wollten.