Israels Obermacker

Wie auch immer das Strafmaß für den Vergewaltiger Mosche Katzaw ausfällt, es wird doch zu milde bleiben. Denn elf der insgesamt 14 Fälle, die vom israelischen Expräsidenten geschändete Frauen der Polizei meldeten, sind inzwischen verjährt. Dabei war er sich so sicher, dass er sich auch gegen die letzten drei für den Prozess noch relevanten Opfer durchsetzen würde. Er ist eines Besseren belehrt worden: Schuldig, lautete jetzt das Urteil.

Einen „Serienvergewaltiger“ nannte Generalstaatsanwalt Menachem Mazuz den gestern wegen zweifacher Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs verurteilten Katzaw, der sich mal wutschnaubend, mal zutiefst betroffen, aber stets mit viel Pathos wehrte. „Hätte ich nur …“, muss er sich im Verlauf der Urteilsverkündung immer wieder gesagt haben. „Hätte ich nur die Finger von ihr gelassen“, und: „Hätte ich nur nichts gesagt.“ Denn kein anderer als Katzaw selbst brachte die für ihn traurig endende Affäre an die Öffentlichkeit, als er sich im Sommer 2006 beim Generalstaatsanwalt über eine Mitarbeiterin beschwerte, die ihn mit „falschen Beschuldigungen sexuellen Missbrauchs“ zu erpressen gedroht habe. Jetzt drohen ihm 16 Jahre Gefängnis.

Katzaws Abstieg ist fast so rasant wie sein frühere Karriere. Schon als 24-Jähriger – damals war er der einzige Student am Ort – wurde er Bürgermeister von Kirjat Malachi, wo er heute mit seiner ihm stets treu zur Seite stehenden Frau Gila, einer Bankangestellten, lebt. Der als Kind aus dem Iran eingewanderte Katzaw arbeitete sich aus ärmsten Verhältnissen bis nach ganz oben, wobei seine Wahl zum Präsidenten, als er im Juli 2000 gegen Schimon Peres antrat, für ihn selbst mindestens so überraschend kam wie für Peres. Der kurzfristig vom Likud aufgestellte Kandidat galt als chancenlos gegen den legendären Nobelpreisträger, der ihn erst sieben Jahre später in seinem Amt ablöste. „Es gibt nicht zwei Rechtssysteme in Israel, sondern nur eins“, kommentierte Peres jetzt den Schuldspruch gegen seinen Vorgänger, und: „Es gibt nicht zwei Arten von Bürgern in Israel, sondern nur eine. Und alle sind gleich vor dem Gesetz.“ SUSANNE KNAUL

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