Israelischer Aktivist

Jonathan Pollak ist nicht überrascht, dass er eine vor knapp vier Jahren verhängte Bewährungsstrafe doch noch antreten muss. Wenn der Richter davon ausginge, dass sein Handeln mit Haft bestraft werden müsse, kommentierte er damals die Urteilsverkündung, dann möge man ihn doch gleich ins Gefängnis stecken.

Diese Woche entschied ein Gericht in Tel Aviv endgültig gegen den 28-jährigen Friedensaktivisten. Pollak wird Mitte Januar eine dreimonatige Gefängnishaft antreten. Der „Wiederholungstäter“ hatte in Tel Aviv aus Protest gegen die Gazablockade an einer friedlichen Fahrraddemonstration teilgenommen, die ohne jeden Zwischenfall verlief. Von seiner Verhaftung abgesehen.

„Sie kriegen uns nicht zum Schweigen – Besatzung ist Terror“ stand auf dem T-Shirt, das Pollak trug. Trotz der bevorstehenden Haft will er nicht kapitulieren. „Ich gehe noch heute auf eine Demonstration“, sagt er mit sanfter Stimme. Der frühe Schulaussteiger, Punker, Hausbesetzer und Anarchist, der mit viel Glück dem militärischen Pflichtdienst entkam, weil „es damals einen personellen Überschuss gab“, wirkt alles andere als kriminell.

Die Bewährungsstrafe hat er sich 2007 mit einer Straßenblockade eingebrockt. Zusammen mit neun anderen Aktivisten legte er „aus Protest gegen die Mauer“ für eine Weile den Verkehr auf einer Tel Aviver Straße lahm. Die Trennanlagen, die Israel zu weiten Teilen auf palästinensischem Land errichten ließ, sind bis heute sein Thema. Pollak ist „Medienkoordinator“ des „Volkskomitees von Bilin“, das seit gut fünf Jahren wöchentliche Kundgebungen veranstaltet.

„Es ist ein palästinensischer Protest, bei dem wir Israelis nur eine Nebenrolle spielen“, kommentiert er sein eigenes Zutun bescheiden. Dass Pollak nicht anders kann, als für eine gerechtere Welt einzutreten, liegt auch an seinem Elternhaus. Vater Yossei ist Schauspieler und trieb federführend den Boykott gegen das Kulturzentrum in der Siedlung Ariel voran. „Ich bin seit meinem 15. Lebensjahr Aktivist“, sagt der Verurteilte, der schon etliche Male verhaftet war und zugibt, sich vor dem Gefängnis zu fürchten. Freiheit, sagt er, sei die Voraussetzung für alles andere. „Genau deshalb gehen wir raus und demonstrieren.“ SUSANNE KNAUL