Container statt News

SPANIEN Der Nachrichtensender CNN+ wird abgeschaltet und durch „Big Brother“ ersetzt

MADRID taz | Dienstag, 28. 12., 24 Uhr: Zum letzten Mal erscheint der Slogan von Spaniens Nachrichtensender CNN+ auf dem Schirm. Dann verschwindet das Studio für immer, aus dem fast zwölf Jahre lang Nachrichten flimmerten, und der „Big Brother“-Schriftzug taucht auf. Künftig wird 24 Stunden auf der Frequenz von CNN+ die zwölfte Staffel aus der bekanntesten WG des Landes übertragen.

Das Ende von CNN+ ist das Symbol für die schwere Krise des Verlagshaus Prisa rund um die größte Tageszeitung des Landes, El País. CNN+ war das Ergebnis eines Abkommens mit der amerikanischen CNN und das Vorzeigeprojekt des Medienimperiums. Das Unternehmen Prisa, das neben Zeitungen und Radiosendern auch Buchverlage und Kinoproduktionsgesellschaften unterhält, hat fünf Milliarden Euro Schulden.

Dies führte zum Entschluss, die offen ausgestrahlten Sender Cuatro und CNN+ zu verkaufen. Ein Investor war schnell in Form von Silvio Berlusconis Mediaset und dessen spanischem Sender Telecino gefunden.

Das Ganze hatte nur einen Haken: Qualitätsjournalismus mögen der italienische Ministerpräsident und seine Unternehmen nicht. Und Prisa lehnte das Angebot ab, CNN+ zurückzumieten und weiterzuführen. Denn dieses passte nicht in das Konzept des US-amerikanischen Fonds Liberty Acquisitions Holding, der die Mehrheit bei Prisa hält und auf neue Geschäftsfelder in Lateinamerika und den Hispanomarkt in den USA setzt.

Das Medienhaus Prisa, das weltweit 15.000 Menschen beschäftigt, setzt die Schere auch bei anderen Medien an. In Portugal steht ein TV-Sender zum Verkauf, und die spanische Wirtschaftszeitung Cinco Días entlässt 25 ihrer 90 Mitarbeiter. Bei der größten spanischen Tageszeitung El País beginnen im Januar die Tarifverhandlungen. REINER WANDLER