trikottausch beim dfb? nike vs. adidas
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Der Ball ist rund, das Spiel dauert neunzig Minuten – und die deutsche Nationalmannschaft trägt drei Streifen. So viel ist gewiss. Seit Adi Dassler den Helden von Bern Stollen unter die Sohlen schraubte, tragen die besten Fußballer des Landes Trikotagen aus Herzogenaurach. Manager des Konzerns verwischen seitdem gern die Grenze zwischen Sport und Business bis zur Unkenntlichkeit. Manch einer machte erst in Dasslers Domäne Karriere, dann in den Funktionärsetagen des Fußballs, Fedor Radmann zum Beispiel. Symbiotisch eng schien die Beziehung. Am Wochenende erreichte uns nun eine ungeheuerliche Meldung. Nike hat dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein „wirtschaftlich sehr interessantes Angebot“ gemacht, wie DFB-Präsident Theo Zwanziger mitteilen lässt. Es geht nicht nur um die Schlappen mit dem Swoosh, deren Tragen ja seit der spätsommerlichen Schuhrevolution bereits erlaubt ist, nein, es geht auch um Hosen und Leibchen, um das ganze Programm.

50 Millionen Euro soll Nike dem DFB pro Jahr bieten, Adidas überweist derzeit nicht mal ein Drittel der Summe. Bis 2010 dürfen die Franken aber noch liefern. Dann wird es ernst. Löst sich der DFB aus seiner klüngelhaften Verstrickung, oder hält er fest an der Geschäftsbeziehung aus dem vergangenen Jahrhundert? Will er beim alten Partner den Preis treiben, oder ist die aktuelle Offerte unwiderstehlich?

Dass es bereits 2011 zum Trikottausch kommen soll, ist einigermaßen verwunderlich, denn in einer Pressemitteilung vom 31. August dieses Jahres schreibt der DFB: „Der Deutsche Fußball-Bund und sein langjähriger Partner und Sportartikel-Ausrüster ‚adidas‘ haben beschlossen, den bestehenden Vertrag bis mindestens 2014 zu verlängern. Die Verhandlungen über die Details werden zügig abgeschlossen.“ Doch Papier ist geduldig, wie man weiß, darauf vertraut nun auch DFB-Vize Werner Hackmann: „Es gibt nur Absichtserklärungen. Über wirtschaftliche Eckpunkte ist noch gar nicht gesprochen worden. Die Position von adidas ist verständlich, aber rechtlich nicht haltbar.“ Das ist ein neuer Tonfall im Umgang mit den Streifenmännern.

Wer ist schuld an dieser Sache, Jürgen Klinsmann vielleicht? Er hat im Nationalteam einen neuen Stil geprägt, das ist bekannt, doch Manager Oliver Bierhoff ist’s, der neue Märkte erschließt. Insider vermuten, dass er seit geraumer Zeit am Sponsorenwechsel arbeitet. Böse Zungen behaupten sogar, dass er für die „Liberalisierung“ der DFB-Mode eine hübsche Provision kassiert habe; die Sport-Bild schrieb seinerzeit von einer halben Million Euro für den Schuhdeal. Es seien „in diesem Zusammenhang“ keinerlei „Vergünstigungen von dritter Seite in Aussicht gestellt worden“, stellte Oliver Bierhoffs Anwalt daraufhin fest.

MARKUS VÖLKER