Weiteres OSZE-Team verschollen

UKRAINE Regierung meldet trotzdem Erfolge gegen Separatisten. Sorge über angebliches Einsickern von Tschetschenen auf deren Seite

„Wir müssen alles dafür tun, dass keine Ukrainer mehr sterben“

GEWÄHLTER PRÄSIDENT POROSCHENKO

LUGANSK/KIEW/WASHINGTON afp/dpa/rtr/taz | Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat am Donnerstagabend den Kontakt zu einem weiteren Beobachterteam in der von Separatisten kontrollierten Region Lugansk verloren. Die vier Mitarbeiter und ihr ukrainischer Übersetzer wurden nach Angaben der OSZE in Sewerodonezk hundert Kilometer nördlich von Lugansk von Bewaffneten gestoppt. Dies ist bereits das zweite OSZE-Team in einer Woche, das als vermisst gemeldet wurde.

Die ukrainische Regierung will derweil ihren Antiterroreinsatz im Osten des Landes weiter verschärfen. Der neugewählte Präsident Petro Poroschenko erklärte einer ukrainischen Nachrichtenagentur: „Wir müssen alles dafür tun, dass keine Ukrainer mehr durch die Hände von Terroristen und Banditen sterben.“ Der amtierende Verteidigungsminister Michail Kowal teilte mit, dass prorussischen Milize in Teilen der Ostukraine „vollständig“ vertrieben worden seien. Teile der Region Donezk sowie der Norden der Region Lugansk seien wieder unter der Kontrolle der Armee. Erst am Donnerstag war ein ukrainischer Militärhubschrauber abgeschossen worden. Dabei waren 14 Soldaten ums Leben gekommen.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte, Russland solle seinen Einfluss geltend machen, „um das weitere Einsickern von Kämpfern und Waffen über die russisch-ukrainische Grenze“ zu unterbinden. US-Außenminister John Kerry äußerte sich besorgt über Hinweise, dass in Russland ausgebildete tschetschenische Milizen die Gefechte anheizen würden. Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, dementiert dies zwar, doch schloss er nicht aus, dass einige Tschetschenen auf eigene Faust in den Osten der Ukraine gereist sein könnten. Reporter in Donezk hatten in den letzten Tagen berichtet, einzelne Separatisten hätten sich ihnen gegenüber als aus Tschetschenien stammend zu erkennen gegeben.

Derweil äußerte sich US-Außenminister Kerry positiv über den Abzug der russischen Truppen von der ukrainischen Grenze. Zugleich warnte er, dass die Gefahr nicht gebannt sei und daran gearbeitet werden müsse, die Ukraine zur „Brücke zwischen West und Ost“ zu gestalten.