Hannover kriegt Haue

EISHOCKEY Hannover Scorpions verliert gegen Wolfsburg und muss sich nun an die eigene Mittelmäßigkeit gewöhnen

Es war nicht gerade besinnlich, was er in der Nacht vor Heiligabend zu sagen hatte, aber das sollte es auch nicht sein. „Die Disziplin ist unser großes Problem“, entfuhr es Toni Krinner, dem Trainer der Hannover Scorpions, nach der peinlichen Heim-Niederlage gegen Wolfsburg. Wobei die Niederlage an sich gar nicht das Problem war, immerhin die siebte aus den vergangenen acht Spielen, sondern die aberwitzigen einhundertundfünf Strafminuten gegen die eigene Mannschaft, die den ansonsten ausgesprochen ruhigen Krinner erstmals in dieser Saison die Fassung verlieren ließen.

Vielleicht wollte er es aber auch als eine Weihnachtsbotschaft verstanden wissen, was er der in den letzten Wochen nach sich selbst suchenden Mannschaft mit auf den Weg gab. „Die Spieler, die die Mannschaft führen sollen, haben am wenigsten Disziplin“, sagte Krinner. „Wir haben großen Gesprächsbedarf.“

Bemerkenswert sind diese Aussagen aus vielen Gründen. Den ersten Niederlagen ist man im Verein noch erstaunlich gelassen begegnet, man wollte der Mannschaft nach den finanziellen Turbulenzen, den Verletzungssorgen und dem Weggang von wichtigen Spielern genug Zeit geben, aus der schwierigen Situation wieder herauszukommen. Von der Leichtigkeit, die der Mannschaft in der vergangenen Saison sensationell die Meisterschaft beschert hatte, ist in diesen Tagen nichts mehr zu spüren, was man nicht zuletzt an den deutlichen Worten von Krinner erkennen konnte. „Puren Egoismus“ warf er einigen Spielern vor und sagte, „mit solchen Spielern nicht arbeiten“ zu wollen.

Nach Ansicht von Krinner scheint der Mannschaft das abhanden gekommen zu sein, was sie in der Vergangenheit auszeichnete: eine Einheit zu sein. Es sieht so aus, als würde man sich nach den Höhenflügen unter dem ehemaligen Trainer Hans Zach in Hannover erst wieder an das Gefühl der eigenen Verletzlichkeit gewöhnen müssen – und daran, nach dem Titel im letzten Mai im Dezember nur noch Mittelmaß zu sein.

In Wolfsburg dagegen fangen sie gerade damit an, sich an etwas ganz anderes zu gewöhnen – an die Tabellenführung. In einer ausgeglichenen Partie brachte Sebastian Furchner die Gäste in Führung (10.), Jeff Hoggan legte noch im ersten Drittel nach – 2:0 (15.). Nachdem die Hannover Scorpions durch Sascha Goc (29.) und Chris Herperger (59.) noch den Ausgleich erzielten, gelang Kai Hospelt in der Verlängerung der erlösende Treffer für die Wolfsburger – 3:2 (63.). „Das ist schön“, sagte Jochen Reimer, der Torhüter, der hinter der am wenigsten anfälligen Hintermannschaft der Liga eine hervorragende Saison spielt, nach dem siebten Sieg aus den letzten neun Spielen. „Aber wir werden noch nicht anfangen, auf die Tabelle zu schauen.“ CHRISTOPH ZIMMER