Schmutziger Krieg in Tschad und Zentralafrika

Menschenrechtler: Die von Frankreich unterstützten Regierungen praktizieren ethnische Kriegsführung

BERLIN taz ■ In Tschad und der Zentralafrikanischen Republik begehen nicht nur die von Sudan unterstützten Rebellen schwere Menschrechtsverletzungen, sondern auch die Regierungen. Dies geht aus neuen Berichten von Human Rights Watch und amnesty international hervor. Die Anschuldigungen kommen, während Frankreich immer offener militärisch in diesen beiden Ländern auf Regierungsseite eingreift. Premierminister Dominique de Villepin traf gestern in Tschads Hauptstadt N’Djamena ein, wo Frankreich sein ständiges Truppenkontingent von 1.000 auf „über 1.200“ Mann verstärkt hat. Rebellen dort meldeten gestern den Abschuss eines Flugzeuges der Regierungstruppen, das erst am Montag von Frankreich in die osttschadische Stadt Abéché gebracht worden war.

Tschadische Regierungsbeamte sollen nach Angaben von Human Rights Watch ethnische „Selbstverteidigungsmilizen“ im Osten des Landes unterstützen. Diese sind dort als Reaktion auf die brutalen Angriffe „arabischer“ Reitermilizen entstanden, welche von den berüchtigten Janjaweed-Milizen im benachbarten sudanesischen Darfur unterstützt werden oder gar mit diesen identisch sind.

„Arabische Gemeinschaften in Tschad und Darfur sind die stillen Opfer von Milizenangriffen geworden und leiten unter der Stereotypisierung, dass alle Araber Janjaweed sind“, sagte HRW-Afrikadirektor Peter Takirambudde. „Die Unterstützung der tschadischen Regierung für Darfurs Rebellen und ausgewählte ethnische Milizen verschärft bestehende ethnische Spannungen im Tschad.“ So sei Mitte Oktober das arabische Dorf Amchamgari von einer Miliz des Dajo-Volkes angegriffen worden, wobei mindestens 17 Menschen getötet wurden. Aus Rache hätten dann arabische Milizen das Dajo-Dorf Djorlo angegriffen und zum Teil angezündet.

In der Zentralafrikanischen Republik werden Oppositionspolitiker, Zivilisten oder sogar Soldaten, die denselben ethnischen Gruppen wie bekannte Rebellenführer angehören, von der Regierung systematisch verfolgt, berichtet amnesty international. 16 Menschen seien im September wegen „Gefährdung der inneren Sicherheit“ vor Gericht gestellt worden. 15 davon wurden freigesprochen, aber die Präsidialgarde habe sie vor ihrer Freilassung verschleppt. Erst nach zehn Tagen in geheimer Haft seien sie wieder freigekommen.

In der Zentralafrikanischen Republik stehen rund 300 französische Soldaten. Sie waren entgegen ersten Berichten offenbar direkt in Kämpfe mit Rebellen im Nordosten des Landes verwickelt, als die Regierungstruppen Anfang dieser Woche die Stadt Birao zurückeroberten. Der französische Generalstab bestätigte am Dienstag, französische Soldaten hätten in „legitimer Selbstverteidigung“ zurückgeschossen, als sie bei der Einnahme des Flughafens von Biaro durch die Regierungstruppen unter Beschuss von Rebellen kamen. Französische „Aufklärer“ hätten die Flugpiste prüfen wollen, bevor eine französische Transall-Maschine mit zentralafrikanischen Regierungssoldaten dort landete, hieß es. Der zentralafrikanische Generalstab fügte hinzu, französische Spezialkräfte hätten bei der Rückeroberung Biraos geholfen. Die Rebellenbewegung UFDR (Union demokratischer Kräfte für die Sammlung) sagte, man habe sich lediglich aus Birao zurückgezogen, um direkten Kämpfen mit Frankreich aus dem Weg zu gehen, und setze anderswo im Land den Vormarsch fort. DOMINIC JOHNSON