Aus für Müllofen

Die Kölner Abfallverwertungsgesellschaft will nun doch kein umstrittenes „Biomassekraftwerks“ bauen

KÖLN taz ■ Köln bleibt offenbar ein weiterer Müllofen erspart. Nach taz-Informationen will die städtische Abfallverwertungsgesellschaft (AVG) ihre Planungen für ein „Biomassekraftwerk“ überraschend auf Eis legen. Noch im September hatte der AVG-Aufsichtsrat 100.000 Euro an Planungskosten freigegeben.

Hintergrund des Sinneswandels ist eine Entscheidung des Kölner Stadtrats. Der hatte kürzlich beschlossen, nur frisches, getrocknetes Holz solle in der geplanten Anlage verbrannt werden – und kein belasteter Holzabfall. Damit hatte der Rat auf Berichte des WDR und der taz reagiert, hinter dem ökologisch klingenden „Biomassekraftwerk“ verstecke sich nur eine getarnte Müllverbrennungsanlage.

Umweltschützer hatten gewarnt, in der Anlage sollten auch „mit hochgiftigen Chemikalien belastete Althölzer“ verbrannt werden. Nun muss die AVG einräumen, dass es ihr bei der zu verfeuernden „Biomasse“ tatsächlich maßgeblich um Holzmüll gegangen ist. Denn ohne den, so schreibt sie, sei „ein wirtschaftlicher Betrieb einer solchen Anlage offenkundig nicht realisier- und darstellbar“. Deshalb seien die Planungen umgehend eingestellt worden. Der Aufsichtsrat wird sich in seiner Dezember-Sitzung wohl abschließend mit dem Thema beschäftigen.

Obwohl die Errichtung der Anlage noch nicht einmal vom Stadtrat beschlossen war, hat die AVG sie offenbar schon in ihre Kalkulationen eingerechnet. Jedenfalls heißt es in einer entsprechenden Stopp-Vorlage für den Umweltausschuss des Kölner Stadtrats: Die Verbrennungsentgelte in der vorhandenen Kölner Müllverbrennungsanlage müssten jetzt womöglich steigen, weil man die Gewinne aus dem geplanten „Biomassekraftwerk“ mittelfristig bereits eingerechnet habe. FRANK ÜBERALL