Tote bei Gefechten

ESKALATION Schießereien und verbale Aufrüstung. Nato vermutet Abzug russischer Truppen

BERLIN dpa/ap/afp/taz | Drei Tage vor den Präsidentschaftswahlen in der Ukraine sind bei Gefechten in den Regionen Donezk und Lugansk 20 Menschen ums Leben gekommen, darunter mindestens elf ukrainische Soldaten. Mindestens 42 Menschen wurden verletzt. Die Gefechte fanden unter anderem in Blahodatne und in Wolnowacha in der Region Donezk statt. In Lissitschansk in der Region Lugansk sprengten prorussische Aktivisten eine Brücke über einen Nebenfluss des Don, um das Vorrücken von Regierungseinheiten zu verzögern.

Die ukrainische Regierung geht seit April in der Region mit einem „Antiterroreinsatz“ gegen Separatisten vor. Diese wollen die für Sonntag geplante Abstimmung in den von ihnen kontrollierten Gebieten verhindern.

Die abtrünnige Volksrepublik Lugansk hat derweil den Kriegszustand ausgerufen. Das bestätigte der Gouverneur der selbsternannten Republik, Walerij Bolotow. Dem russischen Portal LifeNews gegenüber sagte er: „Wir haben Informationen, dass ukrainische Strafkommandos unterwegs sind in unsere Stadt, deswegen leben wir nach den Regeln des Kriegs.“ Bereits im Mai hatte die Volksrepublik den Ausnahmezustand ausgerufen.

Verbal aufgerüstet hat auch der Interimspräsident der Ukraine, Alexandr Turtschinow. Das ukrainische Militär sei bereit für eine „finale Operation“ zur Säuberung von „Terroristen“ in der Region, sagte Turtschinow. Auch der prowestliche Präsidentschaftskandidat Pjotr Poroschenko forderte eine Fortsetzung der Militäraktion. Und Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk sagte beim dritten Treffen des Runden Tisches, dass Gespräche zwischen Moskau und Kiew derzeit unmöglich seien. Russland habe „das System der europäischen Sicherheit vernichtet, gegen internationales Recht und die UN-Statuten verstoßen“, sagte er zur Begründung.

Russland setzte unterdessen offenbar den Abzug seiner Truppen von der Grenze zur Ukraine fort. Vier Züge würden Waffen abtransportieren, teilte das Verteidigungsministerium am Donnerstag mit. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sagte, dass einige der russischen Kräfte an der Grenze sich eventuell auf den Abzug vorbereiten würden. Bisher hatte das westliche Militärbündnis stets erklärt, man habe keine Anzeichen für einen Rückzug der russischen Truppen.