„Eher Unverständnis“

DISKUSSION Der Bremer Jugendring spricht mit PolitikerInnen über Jugend und Europa

■ 32, hat Politikwissenschaften und Sozialpolitik studiert und ist Geschäftsführer des Bremer Jugendrings.

taz: Herr Goldschmidt, Sie zeigen heute Abend einen selbst gedrehten Film – um was geht es da?

Nikolai Goldschmidt: Der Jugendring hat das Projekt koordiniert, gedreht haben ihn junge Leute aus Bremen unter der Fragestellung „Was geht dich Europa an?“ Er dauert auch nur 15 Minuten, liefert aber, glaube ich, gutes Input für die anschließende Diskussion.

Was verbinden Jugendliche denn mit Europa?

Vor allem die alltäglichen Merkmale wie den Euro, offene Grenzen, Reisen ohne Pass, viel Austausch in der Jugendbildung oder unter Studierenden.

Viele haben selbst gar nicht erlebt, wie es vorher war ...

In der Tat erklären wir oft, dass das nicht immer so war und dass es ein langer und schwieriger Prozess war, überhaupt dorthin zu gelangen. Das weckt oft erst das Interesse an Europa – die europäische Integration wird eigentlich durchweg positiv betrachtet. Viele erkennen das auch durch die Krise in der Ukraine.

Inwiefern das?

Die jungen Leute merken, wie glücklich sie sich schätzen können, in einer Friedensgemeinschaft zu leben.

Das klingt alles recht begeistert – gibt es denn auch kritische Haltungen zu Europa?

Eher Unverständnis, zum Beispiel beim Thema Jugendarbeitslosigkeit. Da fragen sich viele Jugendliche, wie das sein kann und warum es hier so große Unterschiede zwischen den nördlichen und südlichen Ländern gibt. Und dann sind sie natürlich in vielen Dingen auch unaufgeklärt, vor allem bei zentralen Fragen: Wer entscheidet was? Wie funktioniert der Binnenmarkt? Viele Dinge sind ja auf nationaler Ebene schon sehr kompliziert, umso schwieriger zu durchblicken ist das dann auf EU-Ebene.

Sie haben VertreterInnen der vier Bremer Bürgerschaftsfraktionen eingeladen; warum sollen die etwas zur Europapolitik sagen?

Weil es um Jugendliche in Bremen geht und darum, was die mit Europa zu tun haben. Wir werden die Abgeordneten zum Beispiel fragen, warum das Interesse an der EU bei jungen Leuten in Bremen so gering ist und was sie dagegen tun wollen. Übrigens sind es fünf Politiker und Politikerinnen – ein Vertreter der FDP ist kurzfristig auch noch mit hinzugekommen.  INTERVIEW: SCHN

18 Uhr, Europapunkt in der Bürgerschaft