Todesfahrt zur Weihnachtsinsel

AUSTRALIEN Flüchtlingsdrama im Indischen Ozean: Mindestens 27 Menschen aus dem Irak oder dem Iran ertrinken bei Schiffbruch vor der Weihnachtsinsel, die zu Australien gehört

SYDNEY/BERLIN afp/taz | Bei einem Flüchtlingsdrama vor der Küste der zu Australien gehörenden Weihnachtsinsel sind mindestens 27 Menschen ertrunken. Bei stürmischer See zerschellte am Mittwoch ein Flüchtlingsboot aus Holz an den Klippen der Insel. Die Organisation Fliegende Ärzte befürchtete, dass bis zu 50 der Bootsinsassen umkamen, die offenbar aus dem Irak oder dem Iran stammen und in Australien Asyl beantragen wollten.

Aufgeschreckt von den Schreien der Flüchtlinge, seien er und andere Bewohner an die Felsküste geeilt, erzählte der Augenzeuge Simon Prince. Eine Stunde lang sei das klapprige Boot nach einem Motorausfall auf den hohen Wellen umhergetrieben. Ein Mann habe sich noch durch einen „unglaublichen Sprung“ retten können, bevor das Holzschiff an einem Felsen zerschellte.

Augenzeugen zufolge war das notdürftig zusammengezimmerte Boot voll besetzt. Unter den Passagieren seien zahlreiche Familien gewesen, darunter viele Kinder. Einige Flüchtlinge hätten apathisch und erschöpft von der gefährlichen Überfahrt an Deck des Boots gelegen, als es auf den Felsen lief. Prince zufolge wurden zahlreiche Flüchtlinge durch die Wucht der Wassermassen gegen einen „scharfkantigen Sandstein geschleudert“.

Während die australische Marine versuchte, mit Schlauchbooten zu den Opfern vorzudringen, bildeten Einheimische eine Menschenkette und versuchten, den Flüchtlingen Seile und Schwimmwesten zuzuwerfen. Die raue See trieb die Rettungsutensilien allerdings immer wieder zurück. Das tragische Unglück dürfte die Debatte über die australische Abschottungspolitik erneut anheizen.

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