KOMMENTAR: MAXIMILIAN PROBST ÜBER DIE FLORA-FESTSPIELWOCHE
: Misstönendes Engagement

Fast erübrigt sich da die Frage, wer beim Benefizkonzert auftritt: Es sind die großen Bands aus dem Buback-Stall

Jeder Text wirft die Frage auf: Wer spricht? Beim Aufruf zur Solidarität mit der Flora ist’s ein „wir“, das streckenweise für all die zu stehen scheint, die sich mit der Sache identifizieren können. „Wir haben hier gefeiert, getrunken, debattiert, Konzerte gesehen, Partys besucht“, heißt es da, und da kann jeder sagen: Ich auch. So aber geht der Satz weiter: „und sogar Partys und Konzerte veranstaltet“. Moment: Ich hab das nicht. Es enthüllt sich die Exklusivität des „Wir“ im Text. Da spricht: ein Hamburger Plattenlabel mit Namen Buback.

Man mag das für eine Nebensächlichkeit halten – wie so oft ist es aber eine bezeichnende. Denn der zitierte Flora-Aufruf steht auf der Internetseite von Buback. Verfasst worden ist er von der Initiative Not in our Name, Marke Hamburg, deren Sprecher sich zudem über die Buback-Seite als Protagonist der Recht-auf-Stadt-Bewegung buchen lässt. Fast erübrigt sich da die Frage, wer beim Benefizkonzert auftritt: Es sind all die großen Bands aus dem Buback-Stall. Und das angesichts der beispiellosen Nicht-Kommerzialität der Flora.

Wer diesen Missklang vernimmt, der wird sich auch am Schlusssatz des Aufrufs stoßen: Wer die Rote Flora antaste, „bekommt es mit uns zu tun“, mit Buback und Freunden. So tönt das Säbelrasseln ohnmächtiger Selbstüberschätzung. Flora-Festspielwoche? Wunderbar. Aber nicht mit diesem Sound.