Viele warme Worte

Gegen „politische Schnellschüsse“: Ministerpräsident und Ministerin trösten Emsdettener

EMSDETTEN taz ■ Die nordrhein-westfälische Landesregierung will keine überstürzten Schlüsse aus dem Amoklauf an der Geschwister-Scholl-Schule in Emsdetten ziehen. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) warnte gestern nach einem Besuch der verletzten Opfer im Sankt-Marien-Hospital vor „politischen Schnellschüssen“ wie Verboten für spezielle Computerspiele. Zuerst müssten die Beweggründe des 18-jährigen Täters genauer analysiert werden.

Wachpersonal auf dem Pausenhof oder Metalldetektoren wie in den USA, erteilte auch Schulministerin Barbara Sommer eine klare Absage. „Ich denke nicht, dass dies im Sinne unserer Schulen ist.“ Stattdessen appellierte sie daran, den Nächsten nicht aus dem Blickfeld zu verlieren und schob sofort hinterher: „Das hört sich vielleicht ein bisschen religiös an.“ Genauso salbungsvoll waren die zahlreichen Worte des Mitgefühls und Dankes für die Opfer, Angehörige und Helfer. Nur Rüttgers ging dann genauer ins Detail und versprach die Prävention durch den verstärkten Einsatz von Schulpsychologen zu verbessern. „Wir werden zu gegebener Zeit ein Konzept vorlegen.“

Sprach‘s und entschwand. Zurück blieb eine Stadt, die erst langsam wieder den Weg zur Normalität findet. Abgesehen von dem Suizid des Täters hat die Kommune zwar keine weiteren Todesopfer zu beklagen. Aber der Schock sitzt tief. 20 Seelsorgerinnen und Seelsorger kümmern sich derzeit im Kulturzentrum „Stroetmanns Fabrik“ mit einem offenen Ganztagsangebot um die rund 700 Jugendlichen und ihre Familien. Vor Freitag wird Schulleiterin Karola Keller auch den Betrieb ihrer Realschule nicht wieder aufnehmen – schon allein weil der Glaser zahlreiche Scheiben erneuern muss.RALF GÖTZE

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