REINHARD WOLFF ÜBER DAS MISSGLÜCKTE ATTENTAT VON STOCKHOLM
: Um Haaresbreite

Bislang bot Schweden wenig Grund, ins Visier radikaler Islamisten zu geraten

Viel hat nicht gefehlt. Nur um Haaresbreite ist Stockholm offenbar einem schweren Terroranschlag entgangen. Eine mutmaßlich zu früh explodierte Sprengladung, als der Selbstmordattentäter noch auf dem Weg ins Gewimmel einer Einkaufsstraße war, kostete nur ihm selbst das Leben. Ein Blutbad wurde verhindert, weil die von ihm gebastelte Sprengvorrichtung anscheinend nicht wie geplant funktionierte. Verfassungsschutz und Polizei jedenfalls hatten vorab offensichtlich keinerlei Hinweise auf eine solche Tat erhalten.

Von „einer Handvoll“ in Schweden lebender Personen, von denen man wisse, dass sie sich in militärischen Ausbildungslagern im Nahen und Mittleren Osten aufgehalten hätten, sprach kürzlich ein Verfassungsschutzvertreter. Und die hält man vermutlich auch in Schweden unter Aufsicht. Von den Plänen des Attentäters scheint nicht einmal seine Familie die leiseste Ahnung gehabt zu haben: ein Anschlag jener Art also, vor dem es keinen Schutz geben dürfte.

Warum Schweden? Ein Land, das bislang vom Terror verschont blieb. Sicher: Auch Schweden hat einige hundert Soldaten in Afghanistan. Und die „Mohammedhunde“ des Künstlers Lars Vilks hatten in den letzten Jahren wiederholt zu Drohungen und auch zu mindestens einem Anschlagsversuch geführt. Ansonsten bot das Land bislang wenig Grund, ins Visier radikaler Islamisten zu geraten.

Keine Panik und keine Spekulationen wünschte sich Regierungschef Fredrik Reinfeldt. Zwar sei die Tat ein „schwerer Angriff auf unsere offene Gesellschaft“, aber man solle „Geduld mit unserer Demokratie und unserem Rechtswesen“ haben.

Eine besonnene Reaktion, die Stockholm hoffentlich beibehalten kann. Schon melden sich die ersten Stimmen zu Wort, die dieses Attentat als „logische Konsequenz des Multikulti-Irrwegs“ sehen. Sie glauben, es für ihre Kampagne gegen die „Überfremdung des schwedischen Volksheims“ nutzen zu können.

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