Was tun gegen die Gleichgültigkeit

Zum vierten Mal setzt sich die Reihe „respekt* – gegen alltägliche Gleichgültigkeit“ mit Workshops, Vorträgen, Ausstellungen, einer Lesung und einem Zeitzeugengespräch mit dem Rassismus in der Gegenwart auseinander

Sa, 18.11., 14.30 Uhr; So, 19.11., 12 Uhr, Kölibri, Hein-Köllisch-Platz 12; Infos unter www.agfj.de

Zum vierten Mal finden an diesem Wochenende die Aktionstage „respekt* – gegen alltägliche gleichgültigkeit“ im Kölibri statt. Die Arbeitsgemeinschaft freier Jugendverbände (AGfJ) und der Pfadfinderinnen- und Pfadfinderbund Nord, in Kooperation mit dem Junge Presse-Projekt „Freihafen“, wollen damit in einem offenen Rahmen Denkanstöße zum Thema Anderssein, Gleichsein und Respekt im Alltag geben. Im Anschluss an die Aktionstage „Beats gegen Rechts“ im Jahr 2001 und „Rassismus und seine Freunde stoppen“ im darauf folgenden Jahr, eröffnet „respekt*“ seit 2003 jährlich einen Raum für Kommunikation und Diskussion zum Thema Rassismus in der Gegenwart.

Eine Reihe von Workshops bieten an beiden Tagen die Möglichkeit, zusammen mit erfahrenen ReferentInnen zu arbeiten, zu diskutieren und gemeinsame Positionen zu entwickeln. So widmet sich Olaf Kistenmacher, Pädagoge in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, der Gedenkpolitik am Beispiel Neuengammes. Nach einer kurzen Darstellung der Geschichte des ehemaligen Hauptlagers Norddeutschlands sollen zwei zentrale Fragen diskutiert werden: Wie ist es zur Verdrängung des Gedenkens nach 1945 gekommen? Und was bedeutet es, dass das Gedenken bald nicht mehr von den Überlebenden des KZ getragen wird? Ein zweiter Workshop der AG Rassismus der DGB-Jugend beschäftigt sich mit Kürzeln, Codes und Klamotten der rechten „Jugendkulturen“ – denn längst sind Nazis nicht mehr an Springerstiefeln und Bomberjacke zu erkennen. Lebenswelten und Funktionsweisen rechtsextremer Orientierung sollen deshalb aufgezeigt und demaskiert werden, um die Entwicklung gemeinsamer Gegenstrategien zu ermöglichen.

Strategien zur antirassistischen Zivilcourage widmet sich Tina Scheef, Trainerin in der antirassistischen Bildungsarbeit, in ihrem Workshop „Rassistischen Sprücheklopfern entgegentreten“. Neben der Sammlung von Argumenten gegen Stammtischparolen soll praktisches Eingreifen erprobt und der Umgang mit sprachlicher Diskriminierung trainiert werden. Peter Wagenknecht vom Programm „Bildungsbausteine gegen Antisemitismus“ wiederum setzt sich mit dem Thema Israel, Nahost-Konflikt und Antisemitismus auseinander. Fragen wie „Was ist Antisemitismus genau?“ und „Wie begegnet er uns heute?“ sollen diskutiert werden, um auch hier Handlungsstrategien gegen Antisemitismus zu entwickeln. Der Frage, ob und wie Satire gegen Rechts möglich ist, widmet sich schließlich Alf Thum von der Satiregruppe „Apfelfront“ in einem fünften Workshop.

Im Anschluss an die Workshops gibt es am Samstagabend zudem eine Lesung und ein Zeitzeugengespräch mit dem antifaschistischen Widerstandskämpfer Fritz Brinkmann. Am Sonntagmittag skizzieren dann die taz-AutorInnen Andrea Röpke und Andreas Speit mit Hilfe von Bildern, Songs und Videos die Bemühungen der NPD und der „Freien Kameradschaften“ sich weiter in der „Mitte der Gesellschaft“ zu verankern.

An beiden Tagen gibt es außerdem ein Begleitprogramm. Die interaktive Ausstellung „Mach Dein Statement gegen Rechts!“ gibt da die Möglichkeit, die eigene Aussage zum Teil einer Ausstellung werden zu lassen, beim „Versteckspiel“ lassen sich die Codes der rechten „Jugendkultur“ entdecken. Mit der Luftballon- und Postkartenaktion „Grenzenlos!“ lässt sich das eigene Statement gegen Rassismus schließlich in alle Welt senden. ROBERT MATTHIES