Resignierter Vermittler

Ich bitte die Menschen in Syrien um Verzeihung, dass wir ihnen nicht so geholfen haben, wie es nötig war und sie es verdient haben.“ Mit tiefer Resignation in der Stimme räumte Lakhdar Brahimi am Dienstagabend in New York das Scheitern seiner fast 2-jährigen Vermittlungsbemühungen als gemeinsamer Sondergesandter der UNO und der Arabischen Liga für Syrien ein und verkündete seinen Rücktritt von diesem Posten.

Der 80-jährige Algerier gilt als einer der fähigsten Unterhändler. Nach erfolgreicher Vermittlung im libanesischen Bürgerkrieg (1989–1991) war er bis 2006 in zahlreichen zwischen- und innerstaatlichen Gewaltkonflikten, darunter in Haiti, Südafrika, Zaire, Jemen, Irak, Afghanistan und Sudan, als UN-Sondergesandter tätig. Zuvor engagierte sich Brahimi nach seinem Studium der Rechts- und Politikwissenschaften in Paris und Algier zunächst bis 1961 in der Nationalen Befreiungsfront (FNL) Algeriens. Nach der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich ging er in den diplomatischen Dienst seines Landes und war von 1991 bis 93 Außenminister Algeriens.

Brahimi scheiterte als Syrienvermittler aus den gleichen Gründen wie schon sein bis August 2012 amtierender Vorgänger Kofi Annan: zum einen am Unwillen der unmittelbaren Konfliktparteien und hier „insbesondere der syrischen Regierung“, wie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon anlässlich von Brahimis Rücktritt erklärte. Vor allem aber litten die Vermittler unter der Uneinigkeit ihrer beiden Auftraggeber: Der UNO-Sicherheitsrat und die Arabische Liga sind weiterhin gespalten in Länder, die entweder die syrische Regierung oder die Rebellen politisch, finanziell und militärisch unterstützen. Dasselbe Schicksal könnte Annan erneut ereilen, sollte er sich zum Vermittler im Ukrainekonflikt berufen lassen.

Auf diesem Posten würde ihm Brahimi dann sicherlich nicht mehr nachfolgen. Stattdessen dürfte der verheiratete Vater von drei Kindern, der bereits vor acht Jahren pensioniert wurde, jetzt endlich seinen Ruhestand genießen. Wer nach dem Scheitern von Brahimi und Annan noch als SyrienvermittlerIn infrage kommen könnte, darauf hat Generalsekretär Ban Ki Moon bislang keine Antwort. ANDREAS ZUMACH