Fremdsprachenkenntnisse in Schaubildern

FAKTEN Der neue „Europa-Atlas“ vermittelt einen präzisen Überblick über die zentralen Themen in der EU

BERLIN taz | Es ist eine echte Herausforderung, auf weniger als 50 Seiten einen Staatenbund zu beschreiben, der so unterschiedlich und heterogen ist wie die Europäische Union. Das bewährteste Mittel sind Grafiken und Karten. Davon gibt es in dem jetzt kurz vor der Europawahl erschienenen „Europa-Atlas. Daten und Fakten über den Kontinent“ eine Menge: von der Zahl der gemischten Ehen mit einem im Ausland geborenen Partner über die selbst geschätzten Fremdsprachenkenntnisse, die Bruttoinlandsprodukte der 28 EU-Staaten bis zum Stimmverhalten im Eurovision Song Contest.

Der Europa-Atlas ist in der Machart angelehnt an vorherige Atlanten, die die deutschsprachige Ausgabe von Le Monde diplomatique herausgebracht hat – etwa der „Atlas der Globalisierung“. Federführend war dieses Mal die Heinrich-Böll-Stiftung, die auch einen Großteil der Herstellungskosten getragen hat. Neben Le Monde diplomatique vervollständigen die Deutsche Gesellschaft für Politik und das European Council on Foreign Relations das Herausgebergremium.

Wer schon einmal beruflich oder privat auf der Suche nach verlässlichen Daten – aktuellen noch dazu – war, kann die Arbeit der Ersteller dieses Werkes nur loben. Selbst ein gern verschwiegenes Thema wie der Frauenanteil in den nationalen Parlamenten und im EU-Parlament ist für jedes Land in Prozent angegeben.

Auch für diejenigen, die womöglich noch nicht so genau darüber Bescheid wussten, wie die EU selbst als militärischer Akteur agiert, bietet der Atlas Interessantes: Derzeit gibt es vier Militärmissionen in afrikanischen Staaten wie in Mali oder im Niger, dazu eine in Bosnien-Herzegowina. Daneben sind rund ein halbes Dutzend Polizeieinsätze im Gange – von Kosovo über Palästina bis nach Libyen.

Auf den stets doppelseitigen Themenblöcken zu Energie, zu Landwirtschaft oder zur Asylpolitik gibt es immer mindestens zwei, oft drei und mehr Schaubilder, die die Problemlagen erfassbar und nachvollziehbar machen sollen – das ist durchweg gelungen und ein ganz großes Plus dieses Atlas.

Jeder, der sich mit der Europäische Union beschäftigt, der einen kurzen, prägnanten Überblick zu den zentralen Themen der EU sucht, wird in diesem Atlas fündig. Und wer in Europa lebt, sollte die Daten und Fakten über den Kontinent kennen.

GEORG BALTISSEN