DER CRASHKURS
: Cool bleiben auf der re:publica

Diese Woche besuchten über 6.000 Menschen die re:publica, die größte Internetkonferenz Europas

Wie behält man bei großen Konferenzen, mit über 350 Einzelveranstaltungen, wie dieser den Überblick?

Die beste Strategie: „don’t believe the hype“. Suchen Sie Alternativen zu den großen Events. An der längsten Kaffeeschlange, in Halle 3 war diese etwa 20 Meter lang, gibt es nicht immer den besten Kaffee. Menschen, die viele Twitterfollower haben, sind nicht immer die interessantesten auf einer Bühne. Und nur weil etwas kein Geld kostet, heißt es nicht, dass man nicht dafür bezahlt. Wer seinen Klarnamen und die E-Mail-Adresse gegen ein Bier oder eine Mate eintauscht, hat da etwas noch nicht richtig verstanden.

Wie hält man die drei Tage körperlich am besten durch?

Energie sparen. Der Publizist Holm Friebe empfiehlt in seinem Vortrag auf der re:publica die „Stein-Strategie“. Die Überlebenschance, wenn man sich in der Wildnis verliert, sei um einiges größer, wenn man an einem Ort bleibt und sich finden lässt. Wer panisch herumläuft und sich verausgabt, stirbt wahrscheinlich. Das Gleiche gilt für große Konferenzen. Nicht grundlos hieß das Motto der re:publica dieses Jahr „into the wild“.

In jeder zweiten Diskussion ruft jemand zu Aktivismus auf. Was kann ich tun?

Starten Sie mit zivilem Ungehorsam, auch schon auf der Konferenz. Alle fordern Privatsphäre? Nehmen Sie doch Ihr Namensschildchen ab. Alle wollen Gender-Gerechtigkeit? Benutzen Sie doch mal die Toilette, an der es keine Schlange gibt, auch wenn sie nicht Ihrem Geschlecht entspricht. Sie möchten Systemkritik treiben? Boykottieren Sie die kapitalistischen Essensstände, an denen ein halbes Brötchen zwei Euro kostet, und schmuggeln ein Butterbrot hinein. Sie werden sehen, das macht glücklich und bringt Energie für inhaltliche Debatten. Dann kann die große Internetrevolution kommen. SVENJA BEDNARCZYK

■ Detaillierte Tageszusammenfassungen auf taz.de/!t12061 ■ Videomitschnitte auf youtube.com/user/republica2010