LESERINNENBRIEFE
:

Schwacher Anschlag-Countdown

■ betr.: „verboten“, taz vom 23. bis 27. 11. 10

Satire ist ja schön und unterhaltsam. Aber der Anschlag-Countdown war aus meiner Sicht schwach. Ich hätte das nicht so ausgewalzt. ANNA MARIA WESENER, Pulow

Lösung ist offensichtlich

■ betr.: „Die Umnachtung der Eliten“, taz vom 25. 11. 10

Die von Stephan Schulmeister vorgeschlagene Lösung zur Bewältigung der „Schuldenkrise“ in der Eurozone ist so offensichtlich richtig, und diskutiere ich auch in meinem Bekanntenkreis schon länger. Dass sie sonst in der Medienlandschaft nicht ausgesprochen wird, ist ein Armutszeugnis für deutsche Journalisten und Ökonomen. Umgekehrt verdient die taz ein umso größeres Lob dafür, dass sie das, was eigentlich offensichtlich sein müsste, zu Papier bringt.

NICOLAI HÄHNLE, Chavannes, Schweiz

Wenn Zauberlehrlinge regieren

■ betr.: „Vorletzter Akt im Atomputsch“, Signifikante Ungewissheit“, „Probleme der Beweisführung“, und „Atomgesetz passiert Bundesrat“, taz vom 27. 11. 10

Ich möchte nur vier Punkte aus den Meldungen des Tages unkommentiert hintereinander reihen: 1. Der zwischen 1994 und 1998 für das Atommülllager Asse zuständige und verantwortliche Minister Jürgen Rüttgers hat kaum noch Erinnerungen an die 126.000 Atommüllfässer und deren Inhalt. Vor dem Untersuchungsausschuss in Niedersachsen kann er nicht mehr aussagen, was seinerzeit angeordnet oder versäumt wurde. 2. Die aus „Datenschutzgründen“ aufgegebene personenbezogene Registrierung von Krebsfällen in der Umgebung von Atomkraftanlagen lässt nur noch eine anonymisierte, statistische Verdoppelung der Leukämiekrebsrate und eine Verdreifachung der Schilddrüsenkrebsrate in der Umgebung der Asse erkennen. Das Bundesamt für Strahlenschutz sieht sich unmittelbar nach dieser Meldung in der Lage zu versichern, dass kein Zusammenhang mit der Strahlenbelastung durch die Asse zu erkennen ist. 3. Die derzeitige Regierung peitscht ihre Laufzeitverlängerung alter Atomkraftwerke durch den Bundesrat. Wie viele Tonnen zusätzlicher strahlender Abfall durch diese Laufzeitverlängerung für wie viele Jahrtausende anfallen, kann diese Regierung auf Nachfrage nicht angeben. 4. Die CDU/FDP-Regierung lehnt eine Endlagersuche an anderen geeigneteren Orten ab. KURT LENNARTZ, Aachen

In die (Aus-)Bildung investieren

■ betr.: „Von der Leyen will kluge Köpfe“, taz vom 29. 11. 10

Wer kluge Köpfe möchte, investiert in die (Aus-)Bildung und holt sich nicht aus anderen, ärmeren Ländern die ausgebildeten Menschen. Wir haben auch hier in unserem Land genügend Jugend und speziell Migranten, die zu klugen Köpfen gebildet werden können, sofern man möchte. Aber keiner kümmert sich darum, wie lange Jugendliche auf ihren Studienplatz oder ihren Ausbildungsplatz warten müssen. Die Zahl der Studienplätze ist (bewusst?) in vielen Bereichen, u. a. in der Medizin, niedrig gehalten worden, obwohl immer mehr Ärzte ausgebildet werden müssten. Zum einen, weil der demografische Wandel einen höheren Bedarf mit sich bringt, zum anderen, weil die Arbeit immer öfter nur in Teilzeit bewältigt werden kann, wenn man nicht selbst krank werden möchte. Und zuletzt ist die Form der Studienplatzvergabe über den NC derart unglücklich, weil er vor allem abstrakt denkenden Menschen durch ihren guten Schnitt beim Abitur zu einem direkten Zugang zum Studium verhilft. Kein Wunder, dass die Hälfte der ausgebildeten Mediziner dann eher in die Forschung, Politik und Industrie gehen, als den direkten Kontakt zum Patienten zu suchen.

Aber am schlimmsten ist die drohende Absenkung der Einwanderungshürden über das Gehalt und die Streichung des Nachweises, im eigenen Land keine adäquaten Bewerber zu finden. Gerade im Gesundheitswesen tummeln sich inzwischen reichlich private Anbieter. In den Großlabors ist es heute schon normal, dass die Arbeit von ausländischen Kräften zu Niedriglöhnen gemacht wird. Das soll wohl der Gewinnmaximierung der Privatkliniken dienen. Und deren Lobby sitzt direkt in den Ministerien! DANIELA SELBERG, Hannover

Unsolidarisches Verhalten

■ betr.: „Hoffnung mit beschränkter Haftung“, taz vom 29. 11. 10

Die Tatsache, dass sich die USA und China einem völkerrechtlich verbindlichen Klimaabkommen verweigern, zeugt von einem höchst „unsolidarischen“ Verhalten gegenüber der Weltgemeinschaft. Es geht doch hier nur um rein wirtschaftliche Interessen; von Werten und Moral kann da keine Rede sein, auch nicht von ethischer Verantwortung. Aber die Hoffnung soll man bekanntlich nicht aufgeben! CHRISTIAN LUKNER, Bonn