S-Bahn weiß, dass der Winter kommt

KÄLTE Um Zugausfälle wie zuletzt zu verhindern, will die S-Bahn nun mobile Enteisungstrupps losschicken

150 Motoren wurden ausgebessert und gegen „Flugschnee“ isoliert

Kalt soll es werden in den nächsten Tagen – für Mittwoch sagen Meteorologen bis zu minus 11 Grad voraus. Tagsüber. Diese frostigen Aussichten setzen sogar die Berliner S-Bahn in Bewegung, die zuletzt jedes Jahr aufs Neue vom Winter überrascht wurde. Durch eingefrorene Fahrzeugtechnik fielen etwa im Januar 2009 mehr als 2.500 Züge aus, bei Minusgraden vereisten Weichen. Nicht so dieses Jahr: Der viel gescholtene Nahverkehrsbetrieb, der aktuell für die regelmäßigen S-Bahn-Ausfälle Entschädigungsrabatte anbietet, will nun alles richtig machen. Vor Wochen schon hatte S-Bahn-Chef Peter Buchner verkündet, man sei vorbereitet. 150 Motoren seien ausgebessert und gegen „Flugschnee“ isoliert worden, 90 weitere Motoren lägen in Reserve bereit. Und um die Türen auch bei Matsch und Eis richtig schließen zu können, werde ein spezielles Enteisungsspray eingesetzt.

Mit der Enteisungskampagne meint es Buchner offenbar ernst. „Bis zu 78 Personen“ stünden bereit, um „auf Abruf an Stationen und in Werkstätten und Abstellanlagen“ mit dem Spray zu hantieren. Das teilte Buchners Pressestelle am Montag mit. Bei dem Personal handelte es sich um S-Bahn-Mitarbeiter, die routinemäßig Reinigungsarbeiten auf der Strecke durchführen. Mit dem Enteisungsspray ausgerüstet, soll die Eingreiftruppe an bestimmten Punkten des Streckennetzes für reibungsloses Türenschließen sorgen. Bleibt zu hoffen, dass der S-Bahn-Chef genügend Sprühflüssigkeit bestellt hat, um auf allen 90 S-Bahn-$Stationen im Stadtbereich enteisen zu können. Auch die Schneeräumtrupps seien bereits auf ihre Einsätze vorbereitet, heißt es aus der Pressestelle.

Was klingen soll wie ein ausgefeiltes Winterkonzept, dient in Wirklichkeit nur der Verhinderung weiterer Pannen. Schließlich fährt die S-Bahn seit Juni 2009 mit einem deutlich eingeschränkten Fahrplan. Im vergangenen Dezember sollte eigentlich wieder der Normalbetrieb aufgenommen werden, doch aufgrund des – natürlich völlig unvorhergesehenen – Wintereinbruchs mussten viele Züge erneut in die Werkstatt.

Vor ähnlichen Ausfällen hatte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg auch für dieses Jahr gewarnt, da die größten Probleme der S-Bahn bisher ungelöst blieben. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, wird es für die Enteisungscrew brenzlig: Wenn wieder große Teile des Streckennetzes lahmgelegt sind und auf den Straßen Chaos herrscht: Wie sollen Putzmänner und -Frauen mit ihren Pumpsprays dann von A nach B kommen? NINA APIN