Hannovers Trainer Dieter Hecking
: Der Spielaufbauhelfer

Die hysterische Diskussionskultur um den bezahlten Arbeitsplatzwechsel von Dieter Hecking von Aachen nach Hannover hat sich endgültig zerschlagen. Die moralinsaure Debatte, ob nun auch Trainer zu Transferobjekten mutieren, weicht nach der 0:2-Niederlage gegen den Abstiegsmitbewerber Bochum den wirklichen, sportlichen Problemen. Um die kümmert sich der ehemalige Profispieler von Hannover 96, dessen Frau und fünf Kinder seit Jahren bei Hannover leben, nun seit Mitte September.

Auf Hecking lastet die Erwartung, die verschiedensten kurzzeitigen Arbeitszeitmodelle seiner Vorgänger auf Nachhaltigkeit zu trimmen. Die unterschiedlichen Trainings-, wie Spielauffassungen der Kollegen Ralf Rangnick, Ewald Lienen und Peter Neururer sowie verschiedener Manager haben eine Kultur der Unsicherheit hervorgebracht, weil sie kaum einer Linie folgen. Diese Linie soll der gelernte Polizist Hecking wieder ziehen.

So forderte er nach Amtsbeginn auch gleich “Vollbeschäftigung“, in Anspielung auf die etwas laxe Arbeitseinstellung seiner Profis, die gern bereits nach 70 Minuten an das Entmüdungsbecken dachten. Seine erfolgreiche Arbeit in Lübeck und Aachen schien sich direkt in Hannover fortzusetzen. Die bittere Niederlage am Freitag war erst die zweite seit seinem Amtsantritt.

Leider waren die anderen Spiele auch selten mit Punktemehrzahl gesegnet. Allerdings konnte sich Hecking eine wesentlich verbesserte Ordnung im Defensivverbund wie im Spielaufbau attestieren lassen. Bis zum vergangenen Freitag. Da warf die Mannschaft so alles über den Haufen, was ihnen Hecking in Taktikbesprechungen gelehrt haben dürfte. Dass nämlich jedem Spiel die Motivation und Leidenschaft zugrunde liegt. „Jeder einzelne ist jetzt gefordert, sich zu überprüfen, ob er alles gegeben hat“, grantelte Hecking.

Es ist die typische Art zwischen moderner Spielauffassung und traditioneller „über den Kampf ins Spiel“-Appelle, die Hecking zu einem erfolgreichen Trainer werden ließen.

An der Aufgabe „Hannover 96“ scheiterten viele Trainer, weil sie es zu verbissen angingen. Doch darüber muss sich Hecking keine Gedanken machen. Von Präsident Martin Kind hat er eine Arbeitsplatzgarantie auch für die 2. Liga erhalten. Es scheint, als könnte Hecking in Hannover einiges ändern. Oke Göttlich