Ralf Meister, neuer Landesbischof
: Schwächen zeigen

■ 48, will als neuer Chef der Landeskirche von Hannover Menschen für den Protestantismus begeistern. Foto: dpa

Mit Ralf Meister steht nun nach Margot Käßmann ein weiterer Medienprofi an der Spitze der niedersächsischen Landeskirche. Als Sprecher des „Wort zum Sonntag“ in der ARD hat Meister Erfahrung damit, Religion verständlich zu erklären. Am Donnerstag wählte die 24. Landessynode in Hannover den derzeitigen Berliner Generalsuperintendenten zum neuen Bischof. Nachdem ein erster Wahlgang am Mittwoch zu keinem Ergebnis geführt hatte, hatte Meisters einziger Gegenkandidat, der Diakonie-Chef in Hessen-Nassau Wolfgang Gern, seine Kandidatur zurückgezogen.

Als Käßmann im Februar nach einer Alkoholfahrt zurücktrat, hatte Meister im „Wort zum Sonntag“ ihren Führungsstil gelobt: „Auch wir sind nur mittelmäßige Ehepartner, fehlbare Mütter und Väter, verletzbare – ja manchmal sogar verletzende Menschen“, sagte er. Christen seien keine besseren Menschen als Nichtchristen. Es sei gut, dass Käßmann Zweifel und Selbstkritik zugelassen habe.

Wie Käßmann will Meister als Bischof nah an den Leuten sein. Seine größte Aufgabe sieht er darin, die Menschen für die schrumpfende Landeskirche zu begeistern. Schon in seiner bisherigen Berliner Position hat er dem „Gewohnheitsatheismus“ den Kampf angesagt.

Ralf Meister hat Theologie und Judaistik in seiner Heimatstadt Hamburg und Jerusalem studiert und als Rundfunkpastor für den NDR gearbeitet. 2001 begann Meister als Probst in Lübeck. Drei Jahre später sprach er erstmals das „Wort zum Sonntag“; vor zwei Jahren wechselte er nach Berlin. Dort lebt er bisher mit seiner Frau und zwei Kindern, außerdem hat er noch ein Kind aus erster Ehe.

Um neue Kirchenmitglieder im eher religionsskeptischen Berlin zu rekrutieren, setzte Meister auf interreligiösen Dialog. Besonders beschäftigt ihn das Judentum, über das er sogar schon ein Buch mit herausgegeben hat. Bei den Berliner Protestanten hat er sich in einem „Berliner Brief“ persönlich bedankt. Dort steht, die Gläubigen würden die Stadt gerechter und menschlicher machen. Und menschlich, so will Meister nun auch die Landeskirche zu Hannover führen. NORA LASSAHN