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: Mit der Führung im Rücken

VOLLEYBALL Die Berlin Volleys können nach ihren beiden Siegen in Friedrichshafen und in der Max-Schmeling-Halle den Titel als Deutscher Meister verteidigen

Spätestens in Momenten wie diesen kommt dann auch die Psyche ins Spiel

Die Berlin Volleys sind wieder in der Spur. Vor einer Woche noch hatten sie das erste Spiel der Best-of-Five-Serie im Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen den VfB Friedrichshafen verloren und waren hinterher sichtlich geschockt gewesen. Da half es auch wenig, dass das Spiel mit seinen fünf Sätzen hart umkämpft und äußerst knapp gewesen war. Nach einem Sieg am Mittwoch in Friedrichshafen und einem weiteren am Samstag zu Hause in der Max-Schmeling-Halle haben sie nun jedoch den Spieß umgedreht und führen ihrerseits mit 2:1.

Entsprechend zufrieden waren die Gesichter der Berliner. Mit der Führung im Rücken können sie nun bereits am Mittwoch in Friedrichshafen Deutscher Meister werden. Sollte es dort doch wieder eine Niederlage geben, hätten sie beim entscheidenden fünften Spiel am kommenden Sonntag erneut Heimvorteil – und das ist im konkreten Fall mehr als nur eine leere Worthülse. Kein anderer Verein der Bundesliga zieht mehr Zuschauer an. Auch am Samstagabend waren es wieder mehr als 7.800, die für eine lautstarke und mitreißende Kulisse sorgten.

Daran allein wird es jedoch kaum gelegen haben, dass die Volleys sich nach dem enttäuschenden Finalauftakt jetzt so beeindruckend zurückgemeldet haben. Ausschlaggebend dürfte vielmehr gewesen sein, dass die Berliner beim dritten Spiel innerhalb von nur sechs Tagen körperlich spürbar fitter waren, was sich vor allem gegen Ende des Spiel bemerkbar machte. Ebenso wichtig war wohl auch, dass es Trainer Mark Lebedew gelungen ist, sein Team auf Friedrichshafens jungen Zuspieler Jan Zimmermann einzustellen. Im ersten Finalspiel hatte der 20-Jährige die Hausherren noch vor gehörige Probleme gestellt. Am Samstag waren seine Bemühungen trotz guter Leistung deutlich weniger wirkungsvoll.

Das wiederum lässt sich erklären mit der enormen Steigerung der Berliner beim Blocken. Hervorragende 16 Punkte wurden durch Blocks erzielt. Bei den Gästen waren es gerade einmal sieben und im entscheidenden vierten Satz nicht ein einziger. „In diesem Spiel haben die meisten längeren Ballwechsel wir gewonnen“, spricht Lebedew eine weitere Stärke seines Teams an. „Im ersten Spiel war es noch genau andersherum.“

Spätestens hier kommt dann auch die Psyche ins Spiel. Es gab einen Moment im letzten Satz, als Friedrichshafen gerade das 12:6 kassiert hatte, da saß deren Libero Jenia Grebennikow eine gefühlte Ewigkeit auf dem Boden und wirkte, als wolle er gar nicht wieder aufstehen. Es war klar, dass die Volleys den Sieg im Grunde bereits in der Tasche hatten – und so kam es dann ja auch.

Trotzdem wäre es falsch, die Friedrichshafener abzuschreiben – und das nicht nur, weil sie mit zwölf Titeln Rekordmeister und dazu noch amtierender Pokalsieger sind. „Sie haben uns diese Saison schon dreimal geschlagen und genau daran werden sie sich jetzt sicher erinnern“, warnt auch Lebedew. Ohnehin waren es eher Nuancen, die am Ende den Unterschied ausgemacht haben, und Gästetrainer Stelian Moculescu wird sicher seine Schlüsse aus den beiden Niederlagen ziehen.

Vielleicht wäre es ja auch gar nicht schlecht, wenn die Berliner ihr Auswärtsspiel verlieren: Die letzten beiden Titel hat der amtierende Meister in der Fremde geholt. Da wäre so ein finaler Schlagabtausch daheim in Berlin vor sicher ausverkauftem Haus doch mal eine schöne Abwechslung – allerdings wohl nur, wenn es am Ende auch was zu Feiern gibt. JAN TÖLVA