Wässerige Umverteilung

ABWASSER Duschen wird billiger, Parken dafür teurer – sofern das Regenwasser vom Parkplatz nicht versickern kann. Stadt spart sechsstellige Summe

Ein Bremer Vierpersonenhaushalt verbraucht im Schnitt 185 Kubikmeter Wasser im Jahr.

■ Die Schmutzwasserrechnung sinkt von bisher 530,95 Euro auf 488,40 Euro; Niederschlagswasser inbegriffen.

■ Sind auf dem Grundstück weniger als 1.000 Quadratmeter versiegelt, wird auf Antrag die gesplittete Gebühr berechnet. Macht bei einem 80-Quadratmeter-Haus mit Gründach 433,83 Euro.

■ Infos und Gebührenrechner: www.getrennte-abwassergebuehr-bremen.de

Mehr Gebührengerechtigkeit und einen finanziellen Anreiz für ökologisches Verhalten soll die gesplittete Abwassergebühr bringen, deren Einführung zum 1. Januar der Bremer Senat gestern beschlossen hat. Stimmt die Bürgerschaft den neuen Gebührensätzen zu, sinkt die Abwassergebühr von derzeit 2,87 Euro auf 2,64 Euro pro Kubikmeter verbrauchten Frischwassers. Für Grundstücke ab 1.000 Quadratmeter oder – bei kleineren Flächen – auf Antrag gilt künftig ein gesplitteter Satz, der sich nicht nur nach dem Wasserverbrauch, sondern auch nach der versiegelten Fläche bemisst. Die Entsorgung des Niederschlagswassers über die Kanalisation schlägt in diesem Fall mit 72 Cent je Quadratmeter und Jahr zu Buche, für das echte Abwasser fallen noch 2,31 Euro pro Kubikmeter an.

Das neue Modell, versprach Umweltsenator Reinhard Loske (Grüne) gestern, werde Privathaushalte sowie „große Teile der Industrie“ entlasten. Weniger zahlen müssen vor allem die Unternehmen, die viel Frischwasser benötigen. Betriebe mit großen Hallen und Parkplätzen dagegen zahlen künftig mehr. Auch nach Ansicht der Handelskammer spricht „eine gewisse Sachlogik“ für das neue Modell.

Bisher leitete die Stadt jährlich etwa 90 Millionen Euro Abwassergebühren an die Hansewasser weiter, plus 16 bis 18 Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt für die Entwässerung der Straßen. Das neue Modell ändert lediglich die Verteilung der Gebühren. Nach Berechnungen von Michael Koch, Bereichsleiter Stadtentwässerung beim „Umweltbetrieb Bremen“, entfallen künftig rund 15 der 90 Millionen Euro auf die Flächenabgabe. Hinzu kommen die städtischen Zahlungen für die 19 Quadratkilometer Straßenfläche. Weil durch neue Baugebiete der Anteil der öffentlichen an der insgesamt versiegelten Fläche abgenommen hat, muss die Stadt künftig eine sechsstellige Summe weniger bezahlen. Berechnungsgrundlage ist das neue, mit Hilfe von Luftbildern erstellte Versiegelungskataster.

Wer sein Dach begrünt, seinen Parkplatz mit Rasengittersteinen statt mit geschlossenen Betonplatten pflastert, das Niederschlagswasser in Zisternen auffängt oder es nach Vorbehandlung versickern lässt, zahlt nur 30 Prozent der Flächengebühr. Entsiegelungen im großen Stil und somit sinkende Einnahmen erwartet Loske allerdings nicht. Erfahrungen aus anderen Städten zeigten, dass das neue Modell vor allem bei Neubauten Auswirkungen habe, sagte er. In Bremen entschied sich etwa der Investor auf dem alten Radio-Bremen-Gelände, das Niederschlagswasser in Gräben abzuleiten. SIM