Diese Beilage ist keine Werbung

NEU Springer startet das Wirtschaftsheft „Bilanz“. Zum Auftakt gibt es ein grausiges Cover

Man kann sich das so vorstellen: Just in diesem Moment schlägt irgendwo ein Leser die Tageszeitung Die Welt auf, denkt „Weg mit der Werbung!“ und schmeißt ein Papier gewordenes Bekenntnis des Axel Springer Verlags zum Journalismus in den Müll: Bilanz, das Heft liegt ab diesem Freitag künftig monatlich im Innenteil der Welt.

Die Zeitschrift geht mit dem Titelthema „Machtkampf bei Aldi“ ins Rennen – und einem Cover, das wohl eines werden sollte. Aber dann stürzte vermutlich das Layoutprogramm ab und der Praktikant nahm die Testversion von Word. Ein schwarzweißes Buchstaben-Nichts vergrault jeden, der hinter der Beilage mit dem drögen Namen keine Reklame vermutet.

Was tragisch ist, denn es sind ja renommierte Journalisten am Werk: Chefredakteur Klaus Boldt machte sich beim Manager Magazin einen Namen, Herausgeber Arno Balzer war dort sein Boss. Als Coup wird im August Ex-Handelsblatt-Chef Bernd Ziesemer sein prall gefülltes Adressbuch in die Hamburger Redaktion tragen. Diese wurde zusätzlich zum Welt-Wirtschaftsressort und dem Schweizer Bilanz-Schwesterheft aufgebaut.

Der Verlag investiert nicht aus Nächstenliebe, sondern will eine „überdurchschnittlich konsumkräftige und gebildete Zielgruppe“ erreichen, also Anzeigen verkaufen. Chefredakteur Boldt lockt Leser, „die vielleicht nie gedacht hätten, dass sie jemals eine Geschichte über BASF oder Thyssen-Krupp interessieren könnte“. Tatsächlich werden von der Welt täglich mehr als 200.000 Exemplare verteilt. Wirtschaftswoche erreicht eine Auflage von etwa 150.000, Capital etwas weniger, Manager Magazin und brand eins um die 100.000.

Gerne hätte man Inhalte gelesen, doch der Verlag rückte vorab nur Modellseiten raus, darunter auch das Cover. Ein Fehler.

JENS TWIEHAUS