Kunstrundgang
: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Allan McCollum: The Shapes Project, bis 11. 11., Di. bis Sa. 12–18 Uhr, Galerie Thomas Schulte, Charlottenstr. 24

Manchmal verliert man vor lauter kulturellem Dialogwillen aus dem Blick, was eigentlich kommuniziert werden soll. Der neueste Roman einer muslimischen Schriftstellerin? Postkoloniale Gender-Installationen aus Neuseeland? Kennt man, mag man, zappt man weiter. David Zink Yi bringt dagegen selbst für Klitzekleinigkeiten viel Zeit auf, wenn sie dem Austausch dienen. Zum Beispiel Nudelgerichte oder Holzfässer.

Tatsächlich hat Zink Yi eine verzweigte Familiengeschichte, die in der Galerie Johann König anhand von Fotos, Videos und einer Großskulptur sichtbar wird. Sein Opa wanderte von Bayern nach Peru aus, um Fässer zu bauen – ein Wissenstransfer, der dort für viel Begeisterung sorgte, wie man einem historischen Foto entnehmen kann. Zink Yi wiederum bringt nun ein sieben Meter durchmessendes Fass in den Ausstellungsraum und setzt so mit einigem konzeptuellem Humor einen Kommentar auf Minimal-Art und traditionelles Handwerk im Kunstbetrieb. Im Nebenraum sieht man dazu ein Video, das nach Art einer Kochreportage zeigt, wie sich Südamerikas Küche bastardisiert hat – als Folge der vielzähligen Kolonial- und Migrationsbewegungen.

David Zink Yi: Geschlossene Kurve …, bis 25. 11., Di. bis Sa. 11–18 Uhr, Galerie Johann König, Dessauer Str. 6–7

Auch Allan McCollum mag Vielheit, wenn auch in einer Dimension, die gleich die Weltbevölkerung mit einschließt. Das Konzept für sein „Shapes Project“ sieht idealerweise für jeden Menschen ein individuelles Kunstwerk vor, das bei McCollum entsprechend einer Grundform variiert. Ausgehend von einem Würfel kommt er auf 31 Milliarden Skulpturen mit unterschiedlichen, teils gezackten und teils kurvigen Umrissen, die in einem gipsähnlichen Material namens Corian gegossen werden können. So hat man beides: Ornament und Masse. Interessante Kulturtechnik. In der Galerie Thomas Schulte stehen schon mal 30 Exemplare. Immerhin, ein Anfang.