Weihnachten werden Legos knapp

Der dänische Spielzeughersteller hat zu viele Leute entlassen. Nun gibt es Lieferprobleme

STOCKHOLM taz ■ Der dänische Spielzeughersteller Lego ist Kummer gewöhnt. Weil die Geschäfte jahrelang immer schlechter liefen, folgte eine Spar- und Entlassungsrunde der anderen. Doch nun hat man plötzlich ganz andere Sorgen. Die Nachfrage ist so gut, dass man bei bestimmten Produkten passen muss. Wie die dänische Wirtschaftszeitung Børsen meldet, rechnet Lego damit, im Weihnachtsgeschäft Aufträge im Wert von umgerechnet 100 Millionen Euro dankend ablehnen zu müssen, weil die Produktionskapazitäten nicht mehr rechtzeitig angepasst werden können.

Bei Spielzeugketten, welche nicht rechtzeitig auf die wachsende Nachfrage reagiert und sich vorausblickend eingedeckt haben, werden die attraktivsten Lego-Produkte daher vermutlich ausgerechnet zu Weihnachten ausgehen. Lego hatte erstmals 1998 einen Verlust erwirtschaftet und kämpfte mit sinkendem Absatz. Im Zeitalter von Computerspielen schienen die bekannten Bauklötze plötzlich nicht mehr gefragt zu sein. Lego versuchte sich recht glücklos mit neuen Produkten und baute mit steigender Nervosität die Unternehmensstrategie immer wieder aufs Neue um, verabschiedete sich erst von den Duplo-Klötzen, um sie kurz darauf wieder einzuführen, weil man sich auf die Zielgruppe der Allerjüngsten konzentrieren wollte.

Das Resultat: eine sich verschlimmernde Krise. Vor drei Jahren hatte der tief in den roten Zahlen steckende Konzern dann ein radikales Umstrukturierungsprogramm beschlossen, durch das die Zahl der Angestellten von 8.300 auf 3.000 schrumpfte. Die vier Legoland-Freizeitparks wurden verkauft, um Geld in die Kasse zu bekommen und damit die Pleite abzuwenden. Mehrere Fabriken wurden ganz dichtgemacht, die Produktion aus den USA nach Mexiko und von Dänemark nach Tschechien verlegt oder – wie die Produktion der Duplo-Steine – ganz an Fremdhersteller ausgelagert.

Erstmals seit langem meldete Lego in diesem Jahr wieder einen leichten Gewinn. Der Umsatz stieg in den vergangenen Monaten um 10 Prozent. Neben Computerspielen sind es die klassischen Bauklötze, welche jetzt offenbar wieder mehr gefragt sind.

Trotz der Lieferengpässe für das Weihnachtsgeschäft wird aber laut Kommunikationschefin Charlotte Simonsen auch die letzte Etappe des Umstrukturierungsprogramms durchgeführt werden. „Wir müssen sicher sein, das katastrophale Zahlen wie in der Vergangenheit sich nicht mehr wiederholen.“

Im kommenden Jahr wird Lego sich fast ganz aus Dänemark verabschiedet haben. Dann werden die letzten 900 Arbeitsplätze in der Produktion der Lego-Bausteine nach Tschechien verschwinden. Nur noch 300 Angestellte sollen in der Konzernzentrale und einer Entwicklungsabteilung für vorwiegend elektronische Spielsachen im jütländischen Billund übrig bleiben. Und weil eine ausgelagerte Produktion flexibler sei, werde ein Engpass zu Weihnachten künftig weniger wahrscheinlich, heißt es bei Lego.

REINHARD WOLFF