kurzkritik: heinz strunk
: Anti-Comedy „mit Hass gekocht“

„Der Niedergang des Saxophons begann in den 70ern“, erinnert sich Heinz Strunk, der Freitagabend zu Gast in der Bremer Stauerei war und heute in Hamburg gastiert. Nachdem das Saxophon Einzug in die Soundtracks schmuddeliger Sexfilme erhielt, fanden sich Saxophon-Virtuosen auf der Coolheitsskala plötzlich neben Dieter Thomas Heck wieder – wenn überhaupt. Die Beziehung von Strunk und seinem Saxophon wurde zu einer Hassliebe, nicht selten zu einer Qual. Sein Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ erzählt ausführlich davon. Doch diese Zeiten sind passé, jubelt Strunk, heute wird „zurückgequält“, „mit Hass gekocht“.

Strunks literarisch-musikalische Retrospektive würde man bei Thalia als Hörbuch unter „Comedy“ finden und im Bücherregal bei „Popliteratur“. Mit den aktuellen Mustern jener Genres hat Strunk aber nichts zu tun. Strunk hechelt keinen Pointen hinterher, ebenso wenig debattiert er stundenlang über angesagte Musik und hippe Kleidung. Hier wird ein Chris de Burgh lässig im Nebensatz zerlegt.

Ein Abend mit Heinz Strunk ist vielmehr wie „Found Poetry“: Musikalische Absurditäten folgen auf Hörspielfragmente, Worte und Zitate werden so lange geschüttelt, bis sie Metaphern ergeben, über die nachzudenken genauso überflüssig scheint, wie darüber, warum er die Post-Strunk-Phase als „singender Zeitsoldat“ Bernhard Voss verbringen will.

Anti-Comedy par excellence – heute und morgen im Altonaer Zeisekino. ANDREAS BOCK