„Wir sind schön“

MODENSCHAU Im Quartier Tenever zeigen Frauen ihre eigene Mode, die nicht nur Schlanke ziert

■ 60, ist Künstlerin und hat das Projekt in Osterholz-Tenever künstlerisch geleitet.

taz: Frau Priess, Dove etwa warb mit „vollschlanken“ Frauen für Seife. Ist das Ideal vom schlanken Körper nicht längst überholt?

Elke Priess: Nicht wirklich. Es gibt zwar schon mehr Öffentlichkeit jenseits des Ideals. Das gesellschaftliche Bild von Attraktivität ist aber grundsätzlich noch sehr anders besetzt: In den beliebtesten Magazinen sind nur schlanke Frauen abgelichtet. Oder in Modekatalogen beginnt die Kategorie vollschlank schon bei Größe 42.

Das heißt Menschen müssen sich und ihren Körper vor Diskriminierung verstecken?

Schneller gibt es Jobs für junge Schlanke. Und die Frauen in unserem Projekt sind nicht nur rund, sondern richtig rund. Bei Bewerbungen gelten sie immer wieder auch gleich als nicht gesund. Selbstvertrauen geht so oft verloren. Um Klagen soll es aber nicht gehen. Deshalb wollen wir bewusst die Scheu nehmen, sich zu präsentieren oder selbstsicher aufzutreten.

Sie haben mit den Frauen eine eigene Kollektion entworfen....

Ja, mit viel Mut für kräftige und große Muster. Entwürfe, Schnitt und Stoff folgen unseren Vorstellungen: Es ist eine ganz eigene Mode. Darunter ganz Verschiedenes: einerseits Elegantes für den Alltag, andererseits auch Phantasie-Mode. Eine der Frauen hat auch eng Anliegenderes gewagt, sonst ist das meiste legerer.

Was soll die Kleidung sagen?

Wir sind rund – na und? Und wir sind schön. Es ist eine freche und quirlige Modenschau. Mit Tanz und sonst auch sehr der klassischen ähnlich. Neben der Mode ist der aufrechte Gang wichtig – nicht nur auf dem Laufsteg.

INTERVIEW: AKO

18 Uhr, Otto-Brenner-Allee 46