LESERINNENBRIEFE
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Kein technisches Problem

■ betr.: „Polens Premier Tusk fordert europäische Energieunion“, taz vom 23. 4. 14

Putin will mit Gas seine Nachbarn erpressen. Oettinger schreit nach giftigem Fracking-Gas und der Gazprom-Leitung South Stream. Polens Premier Tusk wünscht sich Erdgas in Einkaufsgemeinschaften, um von Putins Gasfixe loszukommen. Gaslieferungen aus Algerien, Aserbaidschan, USA und Atomstrom aus Japan werden in der EU ernsthaft diskutiert. Große Männer denken großformatig. Um eine Gasblase abzuernten, deren Endlichkeit keiner bezweifelt. Beim Lesen dieser kurzsichtigen Szenarien steigt mir Gülle-Gestank in die Nase. Auf den umliegenden Feldern wird regelmäßig Bioabfall verklappt, Energie weggeschmissen. Schade, olfaktorischer Terror statt sinnvoller Nutzung.

Wie schön wären Rahmenbedingungen, die Biogasgewinnung in dezentralen Anlagen fördern. Vergärung am Hof, ohne dieselbefeuerten Güllelastertourismus. Kleinteilige Lösungen, die kleine Betriebe sich leisten können, anstatt der Oversized-Lösungen, die große Betriebe noch größer machen. Immer wieder hört man von kleinen Landwirten oder Reiterhöfen, dass sie ja gerne eine Anlage betreiben würden, in der sie ihre biologischen Abfälle vergären können, allein: „Für uns lohnt sich das nicht, unser Betrieb ist zu klein.“ Unabhängigkeit von Putin und Fracking ist kein technisches Problem, sondern eine Frage der Rahmenbedingungen und des energiepolitischen Willens. Wenn in wenigen Dekaden alle Erdgasvorräte aufgebraucht sind, sind Biogaslösungen unumgänglich. Warum also nicht sofort umstellen? EVA STEGEN, Freiburg

Kein Frauenproblem

■ betr.: Zitat von Beate Schücking, taz vom 26. 4. 14, Seite 2

Ich könnte jedes Mal an die Decke gehen, wenn ich wieder irgendwo lesen muss, dass es „für Frauen schwierig ist, Familie und Beruf zu vereinbaren“, so wie in der heutigen Wochenendtaz. Das ist doch kein Frauenproblem! Nur weil die meisten Männer sich gegen die Familie und für den Beruf entscheiden, heißt es doch nicht, dass die Vereinbarkeit von beidem für Männer leichter wäre. Ganz im Gegenteil, für Männer ist es gesellschaftlich sogar immer noch schwerer, sich für die Familie zu entscheiden, weil das viel weniger breit akzeptiert ist.

Wann kommen wir endlich weg von diesem überantiquierten Rollenmodell, dass sich immer die Frauen um die Familie kümmern müssen und die Männer sich allein auf ihrem Beruf ausruhen dürfen? Gerade Frauen müssten doch ein Interesse daran haben, diesem Rollenmodell nicht auch noch das Wort zu reden.

STEFAN BEHNEL, München

Gedankengestrüpp

■ betr.: „Gegen Medien, Milliardäre und die FED“, taz vom 23. 4. 14

Es ist schon erstaunlich: Bis vor kurzem hieß es noch bei denen, die sich jetzt als die „Friedensbewegung 2014“ gerieren, die Finanzelite, die US-Notenbank, die Privatbanken etc. hätten ein so perfektes, nämlich monetäres Ausbeutungssystem aufgerichtet, dass sie keiner Kriege bedürfen, um die ganze Welt zu unterjochen! Nun also planen sie doch den dritten Weltkrieg … Was auch immer: sie führen Böses im Schilde und deshalb ist jeder, der gegen diese uns alle versklavende Finanzmafia zu Felde zieht, der wahre Antifaschist unserer Tage, selbst wenn er wie Andreas Popp in seinem populistischen Buch „Matrix“ bei der Darstellung der deutschen Geschichte den NS-Terror und den Holocaust überspringt, weil darüber schon so viel geschrieben worden sei.

Andreas Popp ist eben nicht nur ein Antisemit, ein Geschichtsrevisionist und ein Sympathisant der Reichsdeutschen, er ist jemand, der all das hinter der Maske der Humanität zu verbergen weiß: Die Geißel des Hungers, die den Süden heimsucht, die Geißel der Depressionen, die uns im satten Norden quält – von alledem wird er uns, wie er in seinen Videobotschaften suggeriert, befreien – wenn man nur ihn und seine Freunde endlich ranlässt! Jetzt nutzen sie die Krim- und Ukrainekrise und den Umstand, dass sie in die Zeit der Ostermärsche fällt, um die Friedensbewegung zu unterwandern und ihre Phrasen ins Land zu schreien – in ein Land, in dem es offensichtlich eine Menge verunsicherter Menschen gibt, die bereit sind, sich von deren von Feindbildern durchwuchertem Gedankengestrüpp beeindrucken zu lassen. Dass mit Sonja Karas selbst ein Mitglied des Landesvorstandes der Grünen in Sachsen auf diese Truppe reingefallen ist, ist bedauerlich und sollte uns allen eine Warnung sein.

GUDULA FRIELING, Dortmund

Benzinpreise erhöhen

■ betr.: „Der Keinangsthase“, taz vom 26. 4. 14

Wieso eigentlich „Keinangsthase“? Herr Albig gehört doch ganz eindeutig zu den Schein-Sozialdemokraten, Groß-Angsthasen, die sich nicht mehr trauen, soziale und demokratische Forderungen zu stellen und dafür zu kämpfen. Zum Beispiel: Alle fixen Kosten der Autofahrerei werden auf den Benzinpreis umgelegt, wer viel fährt, zahlt halt viel, wer wenig fährt, entsprechend weniger, wer gar nicht fährt, zahlt nicht, außer vielleicht sein ÖPNV-Ticket und so weiter. So eine Benzinpreisgestaltung hätte auch den Vorteil, vielleicht die Zahl der Autofahrten zu verringern, was den Lärmpegel sicher senken und auch unserer Luft und damit uns gut tun würde. Ich weiß nicht, warum diese Schein-Sozialdemokraten die rechten Parteien immer rechts überholen wollen? Gefahren wird rechts, aber überholt links! Frau Nahles, Herr Albig, Herr Gabriel und wie sie alle heißen, das sollten sie doch wissen! OBBE BAHNSEN, Rimbach