hamburg heute
: Einsamkeit zu zweit

Die Hamburger Kammerspiele zeigen Pitigrillis „Die Jungfrau von 18 Karat“ als szenische Lesung

Die Figuren Pitigrillis leben für den Moment. Gebeutelt straucheln sie durch die Welt, wissentlich angesichts der Flüchtigkeit der Zeit, hoffend auf bessere Zeiten – ihr „Leben ist eine Spielerin, die unaufhörlich die Karten mischt“, so heißt es da. Auch der gedemütigte Mauro gerät in der „Jungfrau von 18 Karat“ in einen Trubel der Gefühle: Eben noch liiert mit einer egozentrischen Theater-Diva, entbrennt in Italiens Dolomiten schon bald die Liebe zu Melitta, einer einfachen Diplomatentochter. Beide wollen der Einsamkeit ihres Daseins entfliehen, sie sehnen sich nach etwas Schönerem: „Der Einsamkeit zu zweit“.

Schlicht inszeniert Niklas Heinecke diese Vorlage in den Hamburger Kammerspielen: Auf der Bühne stehen Stühle und einige farblose Gegenstände. Zu Klaviermusik erzählen Ralf Baettinger und Friederike Fischer die Geschichte.

Dino Segre – so der bürgerliche Name des Autors – wurde durch etliche vermeintliche „Skandal-Romane“ bekannt, sein populärster war „Kokain“ (1927). Heute ist der Aufruhr, den das Buch einst auslöste, kaum nachvollziehbar. Dennoch ist die Adaption von Pitigrillis Prosa – von der dieser sich später distanzierte – gefragt: Das diesjährige Gastspiel der „Kokain“-Inszenierung von Jonathan Meese und Frank Castorf in den Deichtorhallen war zweimal ausverkauft. BOC

19.30 Uhr, Kammerspiele (Logensaal) Eintritt 16 Euro (13 ermäßigt)