LESERINNENBRIEFE
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Grundgesetz – Grundgeschwätz

■ betr.: „Guttenberg auf Köhlers Spuren“, taz vom 10. 11. 10

Minister zu Guttenberg möchte die Bundeswehr auch für wirtschaftliche Interessen einsetzen. Das Grundgesetz sieht zum Glück solche Einsätze nicht vor, aber was bedeutet schon das Grundgesetz? Grundgesetz – Grundgeschwätz, scheint zu Guttenberg zu denken, wobei es im Grunde genommen nichts Neues ist, was er sagt. Schon in den Verteidigungspolitischen Richtlinien des Verteidigungsministeriums von 1992 wurde die zukünftige Aufgabe der Bundeswehr beschrieben als die „Aufrechterhaltung des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt“.

Der Weg dorthin wurde schrittweise gegangen und das Ziel ist eigentlich schon erreicht, denn der Krieg gegen Afghanistan dient mitnichten dem Kampf gegen Terrorismus oder humanitären Gründen, wie es uns immer wieder vorgegaukelt wird, sondern den ureigenen, sprich Macht- und Wirtschaftsinteressen der alliierten Staaten.

Dem Frieden dienen weltweite Bundeswehreinsätze nicht. Sie gehören eingestellt. JOACHIM FISCHER, Bremen

Salam, Schalom

■ betr.: „Der Islam ist eine Haut-farbe“, taz vom 10. 11. 10

Bin begeistert von Kübra Yücel und ihrer Kolumne und möchte ihr meine Hochachtung schicken, las den Artikel, ihren Blog und ein Interview, sie ist intelligent, witzig und im richtigen Maße selbstbewusst. Würde mich sehr freuen, wenn sie diese Zeilen bekommen könnte. Die ganze Welt ist sehr verwirrt in unserer Zeit, und mutige junge Menschen mit Rückgrat, Bildung und Integrität sind unsere Hoffnung, aus allen Nationen, Religionen, Sprachen und Ländern. Salam und Schalom aus Israel. ZSUZSI SCHINDLER, Kibbutz Kfar Menachem, Israel

Partei ergreifen

■ betr.: „Feminismus von vor-gestern“, taz vom 10. 11. 10

Feminismus hin, Feminismus her; da mögen sich die Frauen streiten solange sie wollen. Wichtig allein ist doch, dass wir Frauen, ohne dabei gegen die Männer zu sein, einfach überall, wo es darauf ankommt, die Partei für die Frauen ergreifen. Das sind wir schon allein unseren unermüdlichen Vorkämpferinnen aus der Frauenbewegung schuldig. Ich halte es dabei mit dem Ausspruch von Susan B. Anthony (1820–1906): „Männer – ihre Rechte und nicht mehr; Frauen – ihre Rechte und nicht weniger.“ HELGA LINDENMAIER, Unterheinriet

Blick aus dem Präsidentenpalast

■ betr.: „Rechtsruck in deutscher Südamerikapolitik“, taz vom 6. 11. 10

Diese neue Entwicklungszusammenarbeit unter Minister Niebel ist einfach nur kriminell zu nennen. Ich habe selbst für die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Kolumbien landesweit die Umweltprojekte geleitet und weiß, wovon Ihr Korrespondent Gerhard Dilger im Fall der Macarena spricht und dass seine kritische Einschätzung absolut richtig ist. Man sollte Niebel selbst dorthin marschieren lassen, damit er endlich begreift, dass sich durch den Wechsel von Präsident Uribe zu Präsident Santos an dem Kernproblem Drogenhandel (Kokain, Heroin) nichts geändert hat. Bei den Kämpfen zwischen Regierung plus Militärs plus Paramilitärs plus US-Truppen im Lande gegen die Guerillaorganisationen, die Reste der Drogenmafia und die normalen Delinquenten geht es vor allem um den Einfluss auf diesen Drogenhandel und nebenbei um die Kontrolle des illegalen Waffenimports. Für jeden deutschen Berater in der Macarena und ähnlichen Gebieten Kolumbiens ergibt sich daraus akute Lebensgefahr. Aber das bekommt Minister Niebel ja glücklicherweise beim Blick aus dem Präsidentenpalast nicht mit. Wäre er doch nur Generalsekretär geblieben … ELMAR RÖMPCZYK, Königswinter

Lebt jedes vierte Kind im Heim?

■ betr.: „Jedes vierte Kleinkind nicht zu Hause betreut“, taz vom 11. 11. 10

Schon seit Langem nervt mich die Wortwahl, wenn von Kinderbetreuung die Rede ist, und leider macht auch die taz hier keine Ausnahme: „Jedes vierte Kleinkind wird nicht zu Hause betreut“, was soll denn das heißen? Dass jedes vierte Kind in Deutschland im Heim lebt?

Meine Kinder haben ihr zweites und drittes Lebensjahr in Krippen verbracht, sechs Stunden am Tag. Den Rest der Zeit waren sie im Normalfall zu Hause und wurden dort von ihren Eltern betreut. Da wir im Westen Deutschlands leben, waren die Reaktionen darauf nicht immer positiv, Sätze wie „Ich möchte doch miterleben, wie meine Kinder aufwachsen“ waren dabei keine Seltenheit. Meistens antwortete ich darauf, dass ich ja schließlich 18 Stunden am Tag plus Wochenenden, Ferien etc. dabei bin, wenn meine Kinder aufwachsen. Solche Überschriften wie heute in der taz tragen nicht gerade zu einer Versachlichung der Diskussion über frühkindliche Betreuung (und Bildung!) bei. MILENA ROBBERS, Hamburg