leserinnenbriefe
:

Keine kleine Leistung

■ betr.: taz vom 10. 11. 10

Eine Zeitung kann man ja, weiß Gott, nicht jeden Tag loben, die Nachrichten sind nicht danach und man ist ja auch nicht jeden Tag in guter Form. Die Ausgabe vom 10. 11. 10 vereint aber auf das Schönste die besten Tugenden der taz. Nachrichten aus New York & Bargfeld, vom grunddummen Bush über Guttenberg, Schröder & Schwarzer, Offer & Schäuble, dann der kluge und differenzierte Meinungsbeitrag von Barbara Dribbusch (dafür brauchen andere 200 Seiten), die starken Leserbriefe und schließlich die dollen Omis auf Seite 20 und und und. Das alles kündet – wie es nur eine gute Tageszeitung vermag – von der Welt oder was wir dafür halten. In einer unglücklichen Welt eine geglückte Zeitung, das ist keine kleine Leistung. Wie Stephan Wackwitz auf zwei Zeitungsseiten Arno Schmidt erklärt, ihn dabei ent- und gleichzeitig verzaubert, das ist großartig – von der Titelseite an. LUDGER TEKAMPE, Speyer

Mit Medikamenten vollgepumpt

■ betr.: „Emsland blockt Neubau von riesigen Tiermastställen“,taz vom 8. 11. 10

Größer, schneller, billiger: Unter diesem Motto der Agrarindustrie leiden heute rund 150 Millionen Nutztiere in deutschen Ställen. Ob Schwein, Rind oder Legehenne, ob Pute, Kaninchen oder Ente – sie werden verstümmelt, in enge Ställe oder Käfige gepfercht und mit Medikamenten vollgepumpt. Auf der Strecke bleiben nicht nur das Wohl der Tiere und ihre artgemäße Haltung, sondern auch Qualität, Geschmack und die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Produkte. Mediziner warnen seit Jahren die Verbraucher vor Medikamentenanreicherungen in Fleisch, Milchprodukten und Eiern. Es gilt als gesichert, dass Antibiotikaanreicherungen im Fleisch, speziell im Schweinefleisch, die Hauptursache für die hochbrisante Antibiotikaresistenz beim Menschen sind.

ANTONIETTA TUMMINELLO, Duisburg

Regierung Merkel soll zahlen

■ betr.: „Wer soll das bezahlen?“, taz vom 9. 11. 10

Soll doch die Regierung Merkel die Kosten für den Castortransport aus der durch Klientelpolitik bedingten Portokasse bezahlen. Die Parteikassen dieser Parteien füllen sich doch seit Regierungsbeginn stetig. Und schließlich sind sie und ihre Regierung doch schuld, dass die Bürger genötigt sind, auf die Straße zu gehen und sich zu wehren! Wer die Bürger nicht ernst nimmt und es nicht einmal für nötig erachtet, im Vorfeld des politischen Handelns für eine Mehrheit in der Bevölkerung zu werben, hat einfach ein falsches Verständnis eines demokratischen Staates und ist mit Sicherheit keine Volkspartei, wie es die CDU/CSU gerne glauben machen will! Schlimm, dass man die Polizei dazu missbraucht, die Verfehlungen der Politik auszubaden und durchzuboxen! VOLKER UHLENBROCK, Ückeritz

Befreiende Worte

■ betr.: „Frauenministerin erzürnt Frauen“ u. a., taz vom 10. 11. 10

Was sonst noch von der Familienpolitik der Bundesministerin Schröder zu halten ist, lasse ich mal beiseite. Aber sich mit den „herrschenden“ Ideologien rund um Familie und Partnerschaft von Frau und Mann zu beschäftigen ist auch sehr notwendig. Sie sagte, dass Familie und Kinder Glück bedeuten können und die Sexualität zwischen Frau und Mann ebenfalls. Das hat ihr einen Wutausbruch von Alice Schwarzer eingebracht. Was sich in unseren Köpfen tut, ist politisch! Und es war schon eine Ideologie, die jahrzehntelang die Männer von den Frauen trennte. Die Heterosexualität und in ihr besonders der Mann wurden der „Penetration“ wegen verdammt, Homosexualität ist dagegen gut, Kinderkriegen fesselte die unemanzipierten Frauen als „Muttis“ unglücklich an das Haus, und ohne Familie und Kinder hat man auch ein Recht, gut und glücklich zu leben (Claudia Roth).

Die Worte der Bundesfamilienministerin sind vorsichtig und ausgewogen formuliert, aber sie stellen einen ersten „regierungsamtlichen“ Kurswechsel gegen die Grundaxiome der herrschenden Geschlechterideologie dar. Ich fand ihre Worte sehr befreiend.

MANFRED SCHREIBER, Kirchzarten

Gleichberechtigung erreicht?

■ betr.: „Plötzlich Ministerin“, taz vom 11. 11. 10

Meine Mutter hat mal zu mir gesagt, dass die Gleichberechtigung erst erreicht ist, wenn völlig unfähige Frauen in Top-Positionen kommen, für die sie unterqualifiziert und absolut ungeeignet sind. So gesehen tut Schröder für die Gleichberechtigung das ihrige.

VERENA BARKOW, Köln

Lüge triumphiert

■ betr.: „Amerika, wie bist du undankbar!“, taz vom 2. 11. 10

„Diskurs besiegt Fakten – das ist die eigentliche Bilanz der bisherigen Amtszeit Obamas“, schließt Bernd Pickert fast schon stoisch seinen Artikel. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich diese Formulierung als eine lexikalische Definition: Der Diskurs, der die Fakten besiegt, ist die Lüge. Durch Lügen wird die Sprache kompliziert. Lüge triumphiert, aber Lügen haben kurze Beine, sagt der Volksmund. Fragt sich nur, bei welcher Halbwertszeit sie zerfällt.

ILSE FATH-ENGELHARDT, Erlangen