Demnächst wird es ernst mit den Körperscannern

KONTROLLE Die Bundespolizei will künftig mehr Nacktscanner an deutschen Flughäfen einsetzen

HAMBURG taz | Die Bundespolizei plant offenkundig, den Einsatz sogenannter Nacktscanner bei der Passagierkontrolle an Flughäfen auszubauen. „Das ist ein Projekt von uns, das wir grundsätzlich weiter verfolgen“, sagte ein Sprecher des Bundespolizeipräsidiums in Potsdam. „Ein Aufwuchs der Gerätezahlen ist geplant“, hatte Ostern auch Pamela Müller-Niese, Sprecherin des Bundesinnenministeriums, gegenüber dem Tagesspiegel erklärt. Genaue Zahlen waren von der Bundespolizei am Dienstag nicht zu bekommen.

Seit 2012 sind vierzehn der umstrittenen Körperscanner im Versuchsstadium auf vier deutschen Flughäfen im Einsatz. Fluggäste haben die Wahl, sich manuell abtasten zu lassen oder die duschkabinenartigen Geräte zu besteigen. Anders als Metalldetektoren, sollen die Bodyscanner nicht nur Waffen, sondern auch Keramik oder verborgene Flüssigkeiten und Sprengstoffe ausfindig machen. Das 150.000 Euro teure Gerät der US-Firma L3 Communications Security and Detection Systems arbeitet mit einer „Millimeterwellentechnologie“, die laut Bundespolizei „keine gesundheitlichen Auswirkungen“ hat. Der Scanner gebe auch keine „realistischen Körperbilder“ der Fluggäste wieder, sondern markiere Verdächtiges für die Kontrolleure auf einem abstrakten Piktogramm auf einen Monitor.

Die Bundespolizei gibt an, dass bei der neuen Scanner-Generation die Kinderkrankheiten ausgemerzt worden seien. Die zehnmonatige Testphase der Prototypen auf dem Hamburger Airport war 2010 ein echter Flop. So schlugen die Nacktscanner schon bei Falten in Röcken oder bei Schweißflecken an den Achseln Alarm. Auch der schlichte Umstand, dass jemand mehrere Kleidungsschichten übereinander trug, machte dem Körperscanner Probleme. Phasenweise waren Nachkontrollen von 100 Prozent notwendig, Verspätungen waren die Folge.

Zudem äußerte der damalige Bundesbeauftragte für Datenschutz, Peter Schaar, erhebliche Bedenken, dass beim Einsatz der Geräte sich gerade Passagiere mit medizinischen Hilfsmitteln nachkontrollieren lassen müssten, „und dies häufig in sehr sensiblen Bereichen“. So bei künstlichen Darmausgängen oder Kranke, die Windeln benötigen, die als potenziell gefährliche Gegenstände in der entsprechenden Körpergegend markiert werden. Diese Bedenken sind inzwischen durch eine neue Software und die Freiwilligkeit des Körperscanns weitgehend ausgeräumt. KAI VON APPEN