kurzkritik
: Tot im opulenten Eiskeller

Der Künstler hat es zu gut gemeint. Das Interieur des Groß-Hamburger Bestattungsinstitutes (GBI) sollte so gar nicht nach Tod aussehen. Nun sitzt die Krimiautorin Petra Oelker lesend zwischen Graspalmen, roten Samttüchern und eisernen Kerzenständern vor einem Wandbild mit altgriechischen Ruinen. Ein Ambiente, das nicht so recht weiß, ob es Schlosskeller, Sauna oder Bezirksamt sein will.

Oelker lässt sich nicht irritieren. Viel zu sehr steckt sie in den Ausschmückungen ihres jüngsten Romans „Der Tote im Eiskeller“. Monatelang hat sie in Archiven gestöbert, um das Hamburg des späten 18. Jahrhunderts präzise nachzeichnen zu können. Sie sieht sich selbst als „Wühlmaus“.

Im GBI hat Petra Oelker alle Sympathien auf ihrer Seite. Ihre Stimme passt sich der Atmosphäre der Passagen an, „Fußnoten“ integriert sie charmant. Eine Zuhörerin ist fasziniert, wie Oelkers Beschreibungen vor ihrem inneren Auge ablaufen. Der Film reißt dann, wenn die Augen bei der Darstellung von Bestattungsriten im 18. Jahrhundert oder des damaligen Postwesens über den antiken Torbogen an der Wand huschen. BOC