Chronologie des Castor-Wochenendes

 FREITAG: Am Morgen beginnen die Proteste im Wendland traditionell mit einer Schülerdemo in Lüchow. Um 14 Uhr startet der Castortransport mit hoch radioaktivem Atommüll im französischen Valognes. Vor ihm liegen rund 1.000 Kilometer quer durch Frankreich und Deutschland. Knapp zwei Stunden nach der Abfahrt blockieren 30 Atomkraftgegner den Castortransport im nordfranzösischen Caen. Sie haben sich an die Gleise gekettet. Erst gegen sieben kann der Castor weiterfahren.

SAMSTAG: Der Castor verlässt um 7.30 Uhr die lothringische Ortschaft Bar-le-Duc. An der deutsch-französischen Grenze in der Südpfalz sammeln sich Aktivisten der „Südblockade“, in Splietau wird die Großdemo vorbereitet. Gregor Gysi, Claudia Roth und Cem Özdemir reisen an.

Um 10 Uhr beginnt die Demo in Berg, rund 2.000 Menschen sind dabei. Etwa 1.000 Demonstranten setzen sich gegen halb eins auf die Gleise, kurz vor 14 Uhr räumt die Polizei. Etwa zur selben Zeit passiert der Castor die Rheinbrücke zwischen dem französischen Straßburg und dem deutschen Grenzort Kehl in Baden-Württemberg. Wegen der Gleisblockade war die Fahrtroute geändert worden.

An der Kinzigbrücke nahe Kehl seilen sich Greenpeace-Aktivisten am Nachmittag über die Schienen der neuen Castor-Route ab. Der Zug steht am späten Nachmittag in Kehl und fährt erst gegen 18 Uhr weiter – über die Greenpeace-Aktivisten, die noch immer an der Brücke hängen, hinweg. Um 20 Uhr passiert der Castor Karlsruhe, und Charlotte Roche unterschreibt in Dannenberg den Aufruf zum Schottern. Rund 60 Trecker blockieren die Ortseinfahrt in Splietau.

 SONNTAG: In der Nacht besetzen zwischen Bebra und Kassel etwa 40 Aktivisten die Bahngleise, einige seilen sich von einer Brücke ab. Der Castorzug steht zwei Stunden still. Um 9 Uhr trifft der Castor in Lehrte bei Hannover ein, dort werden Personal und Lok gewechselt. Schotterer und Polizisten kämpfen an den Gleisen im Wendland. Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pferde sind im Einsatz.

Zwischen dem Bahnhof Göhrde und Tangseel wird erstmals richtig geschottert. Rund 200 Leute sind auf der Strecke, die Polizei greift hart durch. Um kurz vor vier erreicht der Castor Lüneburg. Bei Görde sind inzwischen rund 2.000 Polizisten mit Wasserwerfern an den Gleisen stationiert. Vor Gorleben sammeln sich rund 1.500 Menschen, bei Harlingen sind immer noch rund 2.000 Menschen auf den Gleisen. Nach 17 Uhr verlässt der Castor Lüneburg, mit bereits elf Stunden Verspätung.

MONTAG: Gegen halb zwei nachts sind die Blockierer bei Harlingen von der Polizei umstellt, die Räumung beginnt. Laut Demonstrierenden hat es mehrere Verletzte und Knochenbrüche gegeben, die Linkspartei wirft der Polizei unverhältnismäßigen Gewalteinsatz vor. Um halb neun verlässt der Castor Dahlenburg. Gegen 19 Uhr blockieren rund 3.000 Menschen hunderte Meter der Straße nach Gorleben. Greenpeace verankert einen Getränkelaster auf der Straße, fünf Aktivisten sind so festgemacht, dass die Polizisten den Lkw nicht bewegen können, ohne sie zu verletzen. Der Castor ist inzwischen in Dannenberg angekommen, dort werden die Castoren auf Lkws umgesetzt.

DIENSTAG: Um halb vier morgens beginnt die Polizei die Straße zu räumen. Bis halb acht dauert die Räumung, erst um acht gelingt es der Polizei, den Greenpeace-Lkw zu entfernen. Um zwanzig vor neun setzen sich die Castor-Lkws in Bewegung, eine Stunde später erreichen sie ihr Ziel: das Zwischenlager Gorleben.

Zum Nachlesen: taz-Live-Ticker in ganzer Länge: www.taz.de/castorticker