BenQ besinnt sich auf vermeintliche Stärken

Analysten halten die Kreativabteilung der alte Siemens-Handy-Sparte für zu schwach für den engen Markt

Design und Entwicklung sind eher Problem als Stärke von Siemens-BenQ

BERLIN taz ■ Es ist „die einzige Chance“, das Unternehmen als Ganzes zu erhalten, sagte Insolvenzverwalter Martin Prager gestern in München. Die Chance: Das ehemalige Siemens-Unternehmen soll künftig im Auftrag von Mobiltelefon-Herstellern wie Nokia oder Motorola Handys entwickeln und designen.

Das bedeutet erst mal, 2.000 Mitarbeitern in den beiden deutschen BenQ-Standorten München und Kamp-Lintfort den Arbeitsplatz zu kündigen. Prager streicht vornehmlich in der Produktion. Denn selbst bei größter Anstrengung könnten die Herstellungskosten in Asien nicht unterboten werden. Der Schwerpunkt soll deshalb auf Forschung und Entwicklung liegen. Hier müssen lediglich 200 Mitarbeiter gehen.

Bis Ende des Jahres will Prager so viele Auftraggeber an Land gezogen haben, dass er dem insolventen Unternehmen schwarze Zahlen in die Bücher schreiben kann. Ober der Plan aufgeht, ist fraglich. Der Markt steht unter enormem Konkurrenzdruck. Der durchschnittliche Verkaufspreis für die High-End-Geräte liegt bei 93 Euro. Da sind die meisten Kaffeemaschinen teurer – bei weit geringerem Forschungsaufwand.

Analysten halten Pragers Plan für schwer umsetzbar. „Alles hängt davon ab, was Prager den Herstellern anzubieten hat“, sagt Michael Busse, Mobilfunk-Analyst bei der Helaba-Trust in Frankfurt. Viel dürfte das nicht sein. Die meisten wichtigen Patente liegen beim Mutterkonzern in Taiwan. Und dort denkt keiner daran, sie wieder rauszurücken, um der Tochter zu helfen. Im Gegenteil: Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass es die Taiwanesen auf die Patente abgesehen haben, um aus der Nische des reinen Auftragsherstellers herauszukommen – in die Prager die Tochter jetzt führen will.

Helaba-Analyst Busse glaubt auch nicht, dass andere Hersteller unbedingt die ehemaligen Siemens-Entwickler zu Rate ziehen werden. Zum einen würden sie die Exklusivität ihrer Innovationen gefährden. Zum anderen „war Design und Entwicklung zuletzt eher ein Problem der Siemens-Handy-Sparte“. Das Design der Handys aus Deutschland treffe nicht den Geschmack der Kunden. Und es fehlten überzeugende Lösungen für die Integration neuer Techniken wie mp3. THORSTEN DENKLER