Protest fordert Opfer

ATOM Die Strategie der Polizei scheitert an der guten Organisation der Anti-Castor-Demonstranten. Die Beamten arbeiten am Limit: Viele sind über 30 Stunden im Einsatz, und nicht einmal die Verpflegung kommt zu ihnen durch

DANNENBERG taz | Erfolgreicher Massenprotest im Wendland: Die Polizei hat es am Sonntagabend nicht geschafft, eine Schienenblockade von mehreren tausend Menschen rechtzeitig zu räumen. Darum musste der Zug mit den Castorbehältern erstmals eine komplette Nacht auf freier Strecke stehen bleiben. Gesichert mit Natodraht, stand er bei Dahlenburg, auf halber Strecke zwischen Lüneburg und dem Verladebahnhof Dannenberg.

In Harlingen bei Hitzacker hatten die Polizeikräfte, die nach teilweise über 30-stündigem Einsatz mit schlechter Verpflegung sichtlich erschöpft waren, erst mitten in der Nacht mit der Räumung der friedlichen Blockade begonnen. In über vier Stunden wurden rund 1.000 Blockierer einzeln vom Gleis getragen und bis zum Morgen unter freiem Himmel in Gewahrsam genommen.

Konrad Freiberg, Chef der Gewerkschaft der Polizei, kritisiert im Gespräch mit der taz die Einsatzbedingungen: „Wir haben Kollegen, die 20, 30 oder mehr Stunden ununterbrochen im Einsatz waren. Das darf nicht sein“, sagte er. Nachdem der Zug mit den Castorbehältern am Morgen um 9.20 Uhr mit eintägiger Verspätung im Verladebahnhof Dannenberg eingetroffen war, wurden die Behälter auf Lastwagen umgeladen. Dies sollte bis zum späten Abend andauern. Auf den Schwertransportern werden die Castoren die letzten 20 Kilometer bis zum Zwischenlager Gorleben befördert. Doch auf dieser Strecke wartet bereits die nächste Herausforderung für die Polizei: Auf der Straße unmittelbar vor dem Zwischenlager saßen am Montagnachmittag 2.500 Menschen in einer Sitzblockade. Jochen Stay, Mitorganisator der Sitzblockade, sprach von einer „Sternstunde des zivilen Ungehorsams“. Die Regierung könne den massenhaften, friedlichen Protest nicht länger ignorieren. „Selbst wenn dieser Castor irgendwann durchkommt: Mit ihrer Atompolitik kommt die schwarz-gelbe Regierung nicht durch.“ MKR

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