Unterirdische Surfgeschwindigkeit

DATENSTAU Die Anlagen der Netzbetreiber in den U-Bahn-Tunneln sind hoffnungslos veraltet

Wer selbst immer und überall online ist, kennt das Phänomen: Kurz nach dem Einsteigen in die U-Bahn bleiben die Browserseiten hängen, das Onlinespiel hakt, und die E-Mail steckt im Ausgang fest. Die Internetverbindung im Berliner Untergrund ist, zumindest auf vielen Streckenabschnitten, miserabel.

Das Problem: Mittlerweile benötigen viele Anwendungen auf dem Smartphone eine große Bandbreite – gleichzeitig nutzen immer mehr Menschen eins. Über der Erde wird die von den Antennenmasten bereitgestellt, die von vielen Dächern in die Höhe ragen. Im Untergrund bedarf es Relaisstationen, die Kontakt mit dem oberirdischen Netz herstellen – entweder sogenannter Schlitzkabel auf ganzer Tunnellänge oder aber Antennen in festen Abständen.

Wie die Schafe vor dem Tor

Diese Technik wird auch eingesetzt. Aber im Gegensatz zur – funktionierenden – Mobiltelefonie braucht der unterirdische Internetzugang dringend ein Upgrade. Sonst drängeln sich die Daten aus einem voll besetzten Zug wie eine Schafherde vor einem engen Gattertor.

Die Aufrüstung kostet natürlich Geld. Wie viel genau, ist kaum herauszubekommen, es ist allein Sache der Netzbetreiber. Die dürften ihre Tunneltechnik auch gerne auf den neuesten Stand bringen, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz. Nur abnehmen will ihnen diesen Job die landeseigene BVG nicht: „Wir sind ja kein Provider, sondern ein Verkehrsunternehmen.“

Bereits etwas unternommen hat bislang nur E-Plus. Laut Unternehmen können dessen Kunden mittels Weiterentwicklung des gängigen UMTS-Netzstandards schon jetzt schnell Daten im Untergrund ziehen – „auf Teilstrecken und an einigen Stationen auf den Linien 7 und 8, unter anderem am Hermannplatz“. Bis Ende des Jahres will der Betreiber das schnelle Datennetz im U-Bahn-Netz flächendeckend anbieten.

Die beiden Konkurrenten Telekom und Vodafone hinken da hinterher und sind weniger auskunftsfreudig. Man befinde sich in Gesprächen mit der BVG, sagt ein Sprecher der Telekom-Mobilsparte lediglich – und mag auch nicht bestätigen, das die Verbindungen zurzeit schlecht seien.CLAUDIUS PRÖSSER