Liebe LeserInnen,

wer hätte das gedacht, damals. Bremen wollten wir verändern, nicht nur die Medienlandschaft. „Alle reden vom Sparen – wir investieren“ war unser Slogan. Nach einem halben Jahr waren wir pleite und wurden erstmals gerettet. 20 Jahre bedeuten 5.500-mal „taz bremen“. Die Stadt hat sich derweil verändert – anders als gedacht. Mit Geld wurde Optimismus gekauft. Keine gute Zeit für eine kritische Stimme, wenn sich das Wörtchen „Nörgelei“ zum Argument aufbläst. Aber es gab doch wirklich Zeiten, in denen über den Bau eines neuen Kohlekraftwerkes in Bremen monatelang öffentlich gestritten wurde. Es gab Zeiten, in denen ein Atomkritiker wie Klaus Traube mit eigenem Institut nach Bremen geholt wurde oder ein Pharmakritiker wie Eberhard Greiser. Heute glaubt die Stadt auf die Gelder von E.on und Aventis angewiesen zu sein.

Zeiten, die einer kritischen Stimme um so mehr bedürfen. Dass aus der stolzen autonomen Republik „taz bremen GmbH“ eine verlängerte Werkbank geworden ist, könnte man dabei mit Sinn für Ironie als Zeichen dafür deuten, dass die taz wenigstens dem Geschick der Stadt ein paar Schritte voraus ist. In jedem Fall werden die nächsten 20 Jahre sowohl für das Land Bremen wie für Zeitungen vom Stile der taz spannende Veränderungen bringen. Wir sind dabei.

Geradezu tröstlich liest es sich da, wie im Rückblick auf die Anfänge die Unzulänglichkeiten der eigenen Arbeit regelrecht liebenswert werden.

Wir danken allen, die uns unsere Unzulänglichkeiten angekreidet und dennoch verziehen haben, also treue LeserInnen blieben – davon könnten wir, wie damals vor 20 Jahren, einige mehr gut gebrauchen.

Klaus Wolschner, taz bremen

P.S.: Wer kann das schöner zu Papier bringen als Til Mette, unser seit 21 Jahren treuer Zeichner! Sein Geburtstags-Cartoon Seite 14