Die nächste Generation

Sie sind die Zukunft der Zeitung: Teenager, die zu den wenigen Zeitungslesern ihrer Altersgruppe gehören. Was sie sich wünschen? Wir haben zwei von ihnen stellvertretend gefragt

Protokolle: KLAUS WOLSCHNER

Hanna, 13 Jahre alt

Mein Vater ist Lehrer, meine Mutter Bibliothekarin in der Uni. Wir haben ziemlich viele Bücher zu Hause. Ich lese auch gern und viel, vor allem Fantasy, Krimis. Ich finde, die Artikel in der taz nicht langweilig. Auch Themen, die Jugendliche nicht direkt interessieren, sind gut geschrieben. Schöne Überschriften.

Die FAZ finde ich nicht so spannend geschrieben, nur den Sportteil lese ich gern. Die Welt habe ich bei meiner Freundin ein paar Mal angeguckt, finde ich nicht gut. In der Bild ist nicht so sehr viel zu lesen, da sind ja manchmal mehr Bilder als Texte. Und manches stimmt vielleicht nicht, ich bin da misstrauisch. Bei der taz habe ich Vertrauen. Vielleicht, weil meine Eltern die taz abonniert haben. Die Wahrheit lese ich immer, wegen dem Touché-Cartoon. Wir haben von ©Tom auch Bücher. Leibesübungen lese ich – ich spiele Handball bei Werder, das ist mein Verein. Sport interessiert mich. Wenn mich die Überschriften auf der ersten Seite ansprechen, dann lese ich auch schon mal den Artikel dazu. In den letzten Wochen war der Titel der taz manchmal in fremden Schrifttypen gedruckt – da habe ich geguckt, was das bedeutet, worum es in den Artikeln ging.

Auf die Seite taz bremen gucke ich auch immer, um zu sehen, was hier so passiert. Manchmal steht da was über die Schulen drin, das interessiert mich besonders. Wenn ich etwas nicht verstehe, frage ich meine Eltern.

Meine Freundin liest auch viel Zeitung, die Eltern haben die Welt zu Hause abonniert. Aber sonst gibt es nicht viele in der Klasse, die sich für Zeitungen interessieren. In der letzten Zeit haben wir in der Schule Zeitung gemacht. Jeder musste zwei oder drei Artikel dafür schreiben. Unser Lehrer hatte ein paar Zeitungen gekauft, darunter auch die taz. Ich habe über das Transrapid-Unglück geschrieben und über das Champions-League-Spiel von Werder.

Ich finde die taz gut, so wie sie ist. Vielleicht sollte sie mehr Sport bringen, und mehr über Jugend-Themen in Bremen.

Jakob, 19 Jahre alt

Die taz liegt bei uns auf dem Frühstückstisch, da lese ich sie sozusagen zwangsweise. Ich fange an mit dem „verboten“ auf der Titelseite, dann blättere ich zu dem Cartoon. Und die Gurke des Tages. Von den anderen Seiten lese ich vor allem die nicht tagesaktuellen Themen. Die tagesaktuellen Nachrichten lese ich im Internet, bei Google-News, wenn ich nachmittags den Computer anmache. Vieles davon interessiert mich auch nicht so sehr. Auf der Wahrheitsseite lese ich eigentlich nur die kurzen Texte. Ich könnte nicht sagen, nach welchen Kriterien ich mich entscheide. Bei Auslands-Themen schaue ich natürlich immer nach Italien, da war ich gerade ein halbes Jahr. Am meisten interessieren mich gesellschaftliche Themen. Was mir gut gefallen hat, war ein Bericht über Amsterdam, wo Studenten immer mehr in Containern leben. Über die USA zum Beispiel und über den Irak informiere ich mich aus dem Spiegel. Um die Sportergebnisse zu erfahren, braucht man die taz nicht, da kann ich schneller ins Internet gucken. Dass die taz darüber wenig berichtet, abgesehen vielleicht von Werder, stört mich nicht. Das erwarte ich nicht. Die Kulturtexte lese ich auch weniger, das ist nicht die Kultur, zu der ich einen Bezug habe.

Mit ihrer neuen Aufmachung legt die taz sehr viel Wert auf den Titel, das hat mir nicht so gut gefallen. Oft machen die Grafiker da komische Sachen. Klar, manche Titel sind gut, aber früher war mehr Text auf der Titelseite, da habe ich mehr davon gelesen und nicht gleich zur Wahrheit umgeblättert.

Was ich mir wünsche von der taz? Wieder einen größeren Lokalteil für Bremen, weil mich nicht interessiert, was am Jadebusen passiert oder in Lüneburg. Mindestens einmal in der Woche eine Seite mobiles Leben, Technik, also Auto, Testberichte wie in der Zeit oder Frankfurter Allgemeinen. Wieder das alte Titelblatt – und wieder mehr gute Fotos.

Hinweis: Klaus Wolschner ist Mitbegründer der taz Bremen und ihr bis heute treu geblieben