Von Hellgrün bis Dunkelgrün

DEFINITIONSSACHE „Möglichst umweltgerecht“ – wer sich im Dschungel der Anlagefonds bewegt, muss genau hinschauen

BERLIN taz | Wie ökologisch eine Anlage ist, hängt von den Kriterien der Fondsgesellschaften ab. Die Unterschiede sind erstaunlich groß – selbst unter vermeintlichen Öko-Vorbildern.

Wer mit gutem Gewissen investieren will, dem machen es die Fondsanbieter leicht. Neben „Rendite“ gehören inzwischen auch „sustainable“, „umweltbewusst“ und „sozial“ zum Sprech der Investmentbranche. Dabei sind auch bei „grünen“ Fonds Werte wie Umweltschutz Definitionssache. So heißt es beim Investmentfonds Sustainable Portfolio Balanced vom Anbieter Sarasin in der Produktbeschreibung, er richte sich an Anleger, „die sich für eine möglichst umweltgerechte Wirtschaftsentwicklung entscheiden“.

Zur Anlage gehörte zeitweise die US-Firma Schlumberger, die sich um sparsamen Umgang mit Ressourcen bemüht – dies allerdings in der Öl- und Gasindustrie. Die Firma bietet auch das von Umweltschützern kritisierte Fracking-Förderverfahren an. Dass solche Investments als vorteilhaft dargestellt werden, hat mit dem Prinzip „Best-in-class“ zu tun. Dies besagt, dass Unternehmensaktien schon dann eine Investition wert sind, wenn sie in ihrer Branche vergleichsweise umweltschonend handeln – egal ob es sich um Automobilfirmen oder eben Firmen der Ölindustrie handelt.

Angeboten wird der Sarasin-Fonds ausgerechnet von einem Vorreiter für ökologische Geldanlage in Deutschland, der Umweltbank in Nürnberg. Auf Nachfrage erklärt der stellvertretende Leiter für die Vermögensberatung, Volker Grimm: „Die hohen ökologischen Standards, die wir bei unseren eigenen Produkten anwenden, können wir nicht bei allen Fonds externer Anbieter voraussetzten.“ Da gebe es „hellgrüne und dunkelgrüne Nachhaltigkeitsfonds“.

Der Fondsentwickler Ökoworld hingegen schließt Investments in Ölgesellschaften und viele andere ökologisch fragwürdige Anlagen grundsätzlich aus.

Was zählt, ist Transparenz – und in dieser Hinsicht werden Anbieter wie Ökoworld oder auch Alternativbanken wie die Umweltbank von Branchenkennern als fortschrittlich bewertet. „Der Verbraucher sollte dennoch nie seine Verantwortung abgeben und immer nachfragen, was mit seinem Geld passiert“, empfiehlt Agnes Dieckmann von der Umweltschutzorganisation Urgewald. MORITZ SCHRÖDER