Planetarium bleibt im Stadtpark

Kulturbehörde stellt Kompromisskonzept für Science-Center in der Hafencity vor. Der Clou wäre ein Wissenschaftstheater in einem Globus. Das Planetarium muss sich auf die Astronomie beschränken

von Gernot Knödler

Das geplante Science-Center in der Hafencity muss ohne Planetarium auskommen und sich trotzdem tragen. Das sieht das Grobkonzept für das Wissenschaftsmuseum im so genannten Überseequartier vor, das Kultursenatorin Karin von Welck (CDU) gestern vorstellte. Das Planetarium bleibt demnach im Stadtpark, muss aber die 3-D-Shows, mit denen es seit zweieinhalb Jahren zusätzliche Besucher anzieht, ans Science-Center abgeben. Beide Einrichtungen sollen gemeinsam geführt werden. „Das Planetarium wird durch ein Wissenschaftstheater in das Science-Center eingebunden“, lautet der Kompromiss, wie ihn die Kultursenatorin formulierte.

Vor einem Jahr hatte von Welck die Öffentlichkeit mit dem Plan überrascht, dem Science-Center mit Hilfe des Planetariums Leben einzuhauchen. Die 380.000 Menschen, die sich pro Jahr die Sternenshow ansehen, sollten für die Grundauslastung sorgen in der Hoffnung, dass die neue Einrichtung ohne Betriebskostenzuschüsse auskommen werde.

Es hagelte Proteste: Die Opposition warf dem Senat vor, er lasse die Stadtteile zu Gunsten des Prestige-Projekts Hafencity ausbluten. Der Bezirk Nord entsann sich seines Kleinods. Und viele HamburgerInnen wurden von Nostalgie ergriffen, verbinden sie das Planetarium doch seit Jahrzehnten mit dem ehemaligen Wasserturm im Stadtpark. Es gründete sich eine Bürgerinitiative, die der Kultursenatorin gestern 16.000 Unterschriften für die Beibehaltung des traditionellen Standorts übergab.

Für das jetzt vorgeschlagene Konzept griff Planetariumsdirektor Thomas W. Kraupe tief in seine Kiste mit technischen Visionen: Clou des Science-Centers soll ein „Wissenschaftstheater“ unterm Dach sein, ein 3-D-Kino mit kleiner Bühne und Digitalprojektionen – das Ganze in einem Globus, der wechselnde Gestalt annehmen kann. Er könnte die Erde zeigen, aber auch Eruptionen auf der Sonne.

„Es ist eine Revolution im Gange“, sagte Kraupe. Künftig werde es möglich sein, dreidimensionale Objekte im Raum schweben zu lassen. Anders als im Planetarium sollen die Zuschauer auf ansteigenden Rängen sitzen und sich womöglich mit Handheld-Computern ins Geschehen einklinken können.

Die Befürchtung, dass sich beide Theater Konkurrenz machen könnten, erklärten von Welck und Kraupe für unbegründet. Das Planetarium sei „sehr gut eingeführt“ und spreche eine eigene Zielgruppe an. Dort würden längere Filme gezeigt, sagte Kraupe. Im Vergleich mit dem Wissenschaftstheater werde das „kontemplative Element“ vorherrschen. Das am Kreuzfahrtterminal gelegene Science-Center könne Unwissende auf das Planetarium aufmerksam machen, sagte von Welck.

Neben dem Wissenschaftstheater würde es Module zu Querschnittsthemen geben. Beim Thema „Naturgewalten“ könnten Besucher die Kraft eines Sturms im Windkanal erfahren. Im Modul „Abheben“ dürften sie Flugzeugflügel anziehen und den Auftrieb spüren. Man plane kein Museum, sagte der Wissenschaftsjournalist Dirk Lorenzen, der am Konzept mitgestrickt hat. „Es soll angefasst werden, es soll gespielt werden.“

Der modulare Aufbau erlaubt es, einzelne Themen auszutauschen oder auf den neuesten Stand zu bringen, ohne das ganze Center in eine Baustelle zu verwandeln. Der ständige Wechsel soll verhindern, dass sich das Publikum zu langweilen beginnt. Die Module sollen zusammen mit örtlichen Wissenschaftsinstitutionen wie dem Zentrum für marine und athmosphärische Wissenschaften (ZMAW) erarbeitet werden. Das ZMAW begreift das als Chance, seine Forschungsergebnisse publik zu machen. „Wir wollen so etwas seit Jahren“, sagt dessen Sprecherin Susan Beddig.