„Wir wurden entlassen“

STAATSSTREICH Zwei honduranische RichterInnen berichten von ihrem Kampf gegen den Putsch

■ 46, war Richterin in Honduras, wird von der Vereinigung Demokratischer Juristinnen und Juristen mit dem Hans-Litten-Preis ausgezeichnet.

taz: Frau Flores, warum arbeiten Sie nicht mehr als Richterin?

Tirza Flores: Als im vergangenen Sommer Putschisten den Präsidenten Manuel Zelaya verhafteten und verschleppten, haben wir im Namen der Vereinigung „Richter für die Demokratie“ eine Aufhebung des Haftbefehls gegen Zelaya beim Obersten Gerichtshof beantragt.

Mit welcher Folge?

Der Gerichtshof war auf Seiten der Putschisten. Statt unserem Antrag auf Feststellung des offenkundigen Verfassungsverstoßes zu folgen, hat man ein Disziplinarverfahren gegen uns eröffnet. Das dauerte ein Jahr. Und am Ende wurden wir entlassen.

Ihre Vereinigung stand aber vor dem Putsch auch der Zelaya-Regierung kritisch gegenüber...

Das stimmt, wir haben uns gegründet, weil es auch unter Zelaya keine Rechtssicherheit gab. 2008 sind wir und weitere Staatsanwälte und Richter sogar drei Wochen in Hungerstreik getreten, damit der Generalstaatsanwalt abgesetzt wird. Unter ihm war es immer wieder zu Rechtsbeugung zugunsten der Oligarchie gekommen. Trotzdem waren wir natürlich gegen den Putsch – denn auch er stellt einen eklatanten Rechtsbruch dar, der von weiten Teilen der Justiz mitgetragen wird.

Hatte Ihr Hungerstreik Erfolg?

Wir konnten nicht genug politischen Druck aufbauen und wir mussten die Aktion nach einigen Wochen abbrechen.

Interview: Christian Jakob

20 Uhr, Haus der Wissenschaft