Mehr Dorsch, weniger Hering

FISCHQUOTEN Die EU senkt die Fangmengen für Hering, Sprotten und Lachs in der Ostsee. Dorsch darf wieder vermehrt gefangen werden, da die Bestände sich erholt haben

Mit Verärgerung hat der Landesfischereiverband Schleswig-Holstein auf die neuen Fischfangquoten der EU für die westliche Ostsee reagiert. Die Ostseefischer stünden vor „erheblichen finanziellen Einbußen“, erklärte Verbandsgeschäftsführerin Gretel Flindt gestern in Heiligenhafen. Nach fast zwölfstündigen Verhandlungen hatten die europäischen Agrarminister in der Nacht zu Mittwoch in Luxemburg die Fangmengen um 30 Prozent auf 15.884 Tonnen reduziert.

Grund ist, dass es in der westlichen Ostsee so wenige Heringe gibt wie noch nie, weil die intensive Fischerei die Bestände zuletzt dramatisch minimiert hat. In Europa gelten fast 90 Prozent der Bestände als überfischt. Seit fünf Jahren gehen daher die erlaubten Fangmengen kontinuierlich zurück.

Zugleich wurden die Fangmengen für Sprotten um 24 Prozent und für Ostseelachs um 15 Prozent gesenkt. Dagegen dürfen die Fischer 2011 mehr Dorsch fangen: In der östlichen Ostsee beträgt das Plus 15 Prozent, in der westlichen Ostsee sechs Prozent, weil die Bestände nach mehrjährigen Fangbeschränkungen dort wieder angewachsen seien. Das bestätigt auch Karoline Schacht, Fischereiexpertin des WWF: Der Dorschbestand in der Ostsee habe „sich sehr schnell erholt“. Allerdings könne von einer „Dorschschwemme“, wie sie die Fischindustrie ausgemacht haben will, keine Rede sein, so Schacht.

Nach den Fangmengen für die Ostsee sollen im November die Fangquoten für Nordsee, Skagerrak und Kattegat neu verhandelt werden. Gleichzeitig wollen die Minister bessere Kontrollen für die Fischerei in EU-Gewässern.

Reduziert werden soll der sogenannte Rückwurf: Dabei werfen Fischer kleine Fische wieder über Bord, in der Hoffnung, dass ihnen beim nächsten Fang größere und damit teurere Tiere ins Netz gehen. Auf diese Weise halten sie ihre Quote niedrig – die Fische überleben den Vorgang allerdings meist nicht. Gegen diese Praxis beim Dorsch-Fang sollen künftig Kameras an Bord und ein Bonussystem helfen. SMV